EasyFitness Salzgitter-Bad - Fitness in der Provinz

(13 Bewertungen)

Da es mich beruflich für ein paar Jahren die niedersächsische Provinz verschlagen hatte, stellte sich schnell die Frage, wie denn in dieser trostlosen und verlassenen Gegend eine sinnvolle Freizeitgestaltung möglich war. Schnell wurde klar: Es gibt eigentlich keine. Zumindest nicht in Salzgitter-Bad, der meiner Meinung nach optisch erträglichste Ortsteil der Mittelstadt im nördlichen Harzvorland. Leere Geschäfte, leere Straßen und leer stehende Wohnungen prägen das Stadtbild des staatlich anerkannten Ort mit Solekurbetrieb. Doch ich schweife. Zurück zum Wesentlichen.

Um nicht gänzlich aus Langeweile den exzessiven Drogen und Alkoholkonsums zu erliegen, meldete ich mich in dem kleinen Klub „EasyFitness“ in der Fußgängerzone von Salzgitter-Bad an. Meine bisherigen Erfahrungen mit solchen Klubs in Berlin waren nicht sonderlich gut. In einem Studio wurden Mitglieder angepöbelt und in der Umkleide gab es Schlägereien zwischen diversen ethnischen Gruppierungen. Wahrscheinlich die Auswirkungen von zu viel Testosteron in Kombination mit zu viel Anabolika. Darüber hinaus waren langlaufende Knebelverträge und völlig überfüllte Räume für mich eher abschreckend.

EasyFitness in Salzgitter-Bad bestach in erster Linie durch verschiedene Vertragsoptionen zu unterschiedlichen Preisen. Die Fitnesskette war für mich bis dato völlig unbekannt. Kein Wunder, in Berlin gibt es gerade mal eine Niederlassung des Vereins – in Berlin-Marzahn, auch bekannt als national befreite Zone der Hauptstadt.

Die Mitgliedschaft mit einer monatlichen Kündigungsfrist war für mich sehr attraktiv. Der Preis mit 35,95 Euro im Monat erschien mir okay. Die Aufnahmegebühr von ca. 60 Euro fand ich aber etwas übertrieben. Ebenso die 20 Euro Pfand für einen Drehkreuz-Chip (Materialwert 20 Cent). Die Beratung zum Vertrag war in Ordnung, allerdings wurden viele Dinge vergessen zu erwähnen (Pfand für den Chip, mitbringen eines Schlosses etc.).

Der erste Eindruck von EasyFitness in Salzgitter-Bad hat mich positiv überrascht. Relativ neue Geräte, ausreichend Platz und freundliches Klientel – völlig anders als das, was ich bisher in Berlin gewohnt war. Inklusive waren Getränke, Solarium und Kurse. Die Getränke, also na ja außer dem Wasser war leider für mich kaum etwas genießbar. Das Solarium brauchte ich auch nicht und die Kurse hatten größtenteils die weibliche Zielgruppe im Visier. Das war aber für mich im Vorfeld nicht wichtig.

Wer möchte, kann zu Beginn des Trainings auch eine Einweisung von einem der Trainer in Übungen und Geräte in Anspruch nehmen. Die Unterweisung verlief bei mir sehr kompetent. Auch ein eigener Trainingsplan wurde erstellt. Dieser kann bei Bedarf im Studio auch archiviert und immer wieder ergänzt werden.

Die sanitären Anlagen mit den Duschen waren bei EasyFitness ganz gut. Hin und wieder nervig: Die durch Bewegungsmelder gesteuerte Lichtanlage. Bei wenig Betrieb schaltete die Anlage sich schnell ab und die Körperreinigung fand dann komplett im Dunklen statt. Auch die Warmwasserversorgung war nicht immer optimal. Betätigte jemand nach dem Scheißen die Toilettenspülung, hatte das meist erhebliche Temperatur bezogene Auswirkungen beim Duschen. In den Duschen wurde hin und wieder immer das Fenster komplett aufgerissen. Soweit nicht schlimm, wenn die Außentemperaturen sommerlich sind. Im tiefsten Winter war das allerdings weniger angenehm, nackt einen völlig ausgekühlten Duschraum zu betreten. Die Temperatur im Club war auch sehr schwankend. Im Winter war es oft zu kalt und im Sommer steht gerade im Obergeschoss die Luft. EasyFitness Salzgitter-Bad besaß leider keine Klimaanlage. Die aufgestellten Ventilatoren wirbelten nur die heiße Luft umher.

Die Betreuung durch die Angestellten war durchwachsen. Freundlich waren alle keine Frage. Anstatt aber mal herumzugehen und den Kunden Tipps zu geben oder als Ansprechpartner da zu sein, wurde sich lieber an den Tresen gesetzt und bei Facebook gesurft. Auf fehlende Materialien wie Desinfektionsmittel und Zellstoff musste manchmal erst hingewiesen werden. Statt im zweiten Stock mal das Licht einzuschalten, damit der Kunde nicht im Dunkeln vom Laufband fällt, wird im Erdgeschoss lieber gequatscht. Nicht besonders aufmerksam.

Trainingszeiten bei EasyFitness Salzgitter-Bad waren von 08:00 Uhr bis 22:00 Uhr ausgeschrieben. Doch wer bis 22:00 trainierte und dann es noch wagt duschen zu gehen, wurde am nächsten Tag ausgesperrt und erst nach einer Belehrung „man habe das Haus Punkt 22:00 Uhr zu verlassen“ wieder frei geschaltet. Für mich ein absolutes No-Go am Kunden. Da war ich echt enttäuscht. Zwar genießt EasyFitness das Hausrecht, doch ich als Kunde gehe davon aus, zu den ausgeschrieben, vertraglich festgelegten Zeiten auch trainieren zu können. Ist das nicht der Fall, fühle ich mich dann doch etwas veralbert. Tage später sah ich nach 22 Uhr noch Gäste trainieren. Wahrscheinlich nur erlaubt für Freunde, Bekannte oder Verwandte. Bei EasyFitness Salzgitter-Bad war man zu meiner Zeit offensichtlich stets bemüht, den normalen Kunden so schnell wie möglich hinauszuwerfen. Unter diesen Umständen war die halbjährliche „Servicepauschale“ von 29 Euro ein echter Schlag ins Gesicht. Die Servicepauschale wurde auch noch einen Monat früher als vertraglich vereinbart vom Konto abgebucht. Ärgerlich.

EasyFitness Salzgitter-Bad betreibt auch eine eigene Facebook-Seite. Ganz praktisch, so bleibt jeder auf dem Laufenden über neue Kurse oder andere Informationen rund um den Klub. Die abonnierten Freunde wurden auch zur Kommunikation aufgefordert. Doch wurde etwas geschrieben, was den Betreibern von EasyFitness Salgitter-Bad nicht als linientreu erschien, wurde man für zukünftige Kommentare gesperrt oder via E-Mail gemaßregelt und zu einem persönlichen Gespräch geladen. Dies in einer Art und Weise, bei der ich nur den Kopf schütteln kann.

Fazit: Im Großen und Ganzen war ich mit EasyFitness zufrieden und ich bin gerne dort trainieren gegangen. Alleine aus dem Grund, weil das Studio nicht so stark frequentiert war. Einige Dinge waren leider nicht sonderlich professionell organisiert. Junge Mitarbeiter mögen vielleicht billig sein, darunter leidet dann aber ein wenig die Professionalität im Geschäft. Der Leiter des Studios sollte sich mal Gedanken über sein Auftreten gegenüber Kunden machen, denn das Verhalten ist mehr als bedenklich. Das Preis-Leistungs-Verhältnis bei EasyFitness war okay. Insgesamt würde ich EasyFitness die Note 3 geben. Ich bin jetzt in einem anderen Klub, der etwas besser aufgestellt ist, was Ausstattung und Geräte betrifft. Ich kann EasyFitness Salzgitter Bad aber grundsätzlich weiterempfehlen.

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Hendrik Lorenz

*1970 in Braunschweig.
Technischer Redakteur, Offsetdrucker und professionelles Arschloch.

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Kommentare

Hendrik gefällt ein Kommentar bei Impressum
God Tonya, come over email!!!! postamt@hendrik-lorenz.de
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Tonya hayslett gefällt ein Kommentar bei Impressum
Hey hendrik it's me Tonya took me a while but got a phone to find you
Mansour gefällt ein Kommentar bei Kotte & Zeller - Eine unendliche Bestellung
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