Tinder & CO - was taugen die mobilen Dating-Apps?

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Seit einigen Jahren erfreuen sich auf mobilen Geräten immer mehr Dating-Apps, die derzeit für die gängigen Betriebssysteme größtenteils kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Zwei dieser beliebten Kennenlernt-Apps habe ich jetzt einfach mal mehrere Monate getestet. Fangen wir mit der App Tinder vom US-amerikanischen Internetunternehmen IAC InterActiveCorp an. Tinder dürfte mit allein in Deutschland mittlerweile über zwei Millionen Nutzer einer der beliebtesten Dating-Apps sein. In wenigen Sekunden auf dem Smartphone installiert, kann es losgehen. Wie bei den meisten dieser Apps erfolgt die Anmeldung bei Tinder über Facebook. Mit den dort gemachten Angaben und Bilder, wird automatisch das Profil gefüllt, das aber auch anschließend frei editierbar ist. Der Einleitungstext von Facebook kann gelöscht werden und auch das Austauschen der Bilder ist möglich. Freunde und Interessen werden ebenfalls von Facebook gesaugt – das erspart mühselige Schreiberei. Seit kurzem ist es auch möglich, Tinder mit seinem Instagram-Konto zu verbinden – sofern denn eines vorhanden ist. In den Entdeckungseinstellungen kann der Umkreis, in dem nach anderen Tinder-Usern gesucht werden soll, festgelegt werden. Darüber hinaus kann das Alter und das Geschlecht ausgewählt werden. In den App-Einstellungen können diverse Nachrichten-Funktionen festgelegt werden.

Tinder grast den eingestellten Suchradius nach anderen Usern ab. Das Bild taucht auf, ein wisch nach rechts suggeriert Sympathie, ein wisch nach links bedeutet „du siehst scheiße aus“. Scheiße – gut, scheiße – gut. Reichlich oberflächlich, doch das ist die virtuelle Welt ja ohnehin – und überhaupt die gesamte reale Gesellschaft. Wer keine Lust auf Wischen hat, kann alternativ den Herz- oder Kreuz-Button für Ja oder Nein benutzen. Beim ersten Mal kommt meistens eine geballte Ladung an Vorschlägen in die App geflogen. Die Angebote lassen aber mit der Zeit nach, denn Tinder scheint sich die schon bewerteten Angebote zu merken. Einige Vorschläge kommen aber merkwürdigerweise immer wieder. Kommt es zu einem gegenseitigen liken (heißt: Ich finde dein Bild geil) gibt es ein Match und Tinder benachrichtigt den User.

Im Gegensatz zu diversen Online-Portalen ist es bei Tinder nicht möglich Leute anzuschreiben, wenn zuvor kein gemeinsames Match zustande kam. Es dauert nicht lange und es gibt etliche Matches – etwas blahblah hier und da – so schnell der Kontakt auch da ist, ist er auch wieder weg. Selten, dass der Gegenüber sich noch einmal am zweiten Tag meldet und noch seltener, dass sich jemand von sich aus mal meldet. Der eingestellte Radius liefert irgendwann nicht mehr viele Treffer. Mit einer Option kann der Suchradius aber erweitert werden. Das ist natürlich sehr praktisch, denn wer viel unterwegs ist, kann schon mal an anderen Orten im Vorfeld nach Kontakten suchen. Diese Funktion ist aber nicht kostenlos. Im Monat kostet die Erweiterung knapp 3 Euro, lohnt sich aber wirklich.

Mal in Hamburg schauen, in Wien oder München. Richtig lustig wird es dann im Ausland. Kurz Lima in Peru eingegeben – und schon wirft Tinder hunderte von Latinas auf die App. Schnell wird klar, hier läuft es alles etwas anders. Nicht so langweilig, verbissen, oberflächlich und humorlos als im eigenen Land. Schon der zweite Kontakt war ein Brüller. „Hey, i like to fuck you“ – endlich mal jemand der es will. Könnte aber auch ein Fake sein. War es aber nicht – ein Check über Skype offenbarte eine etwas zugedröhnte, aber doch sehr spezielle Person. Zack, zack, es hagelte Selfies von weiblichen Körperteilen jeglicher Art. Nicht schlecht. Und weiter geht’s – kurze Zeit später ein Indianer, der sich als Frau ausgab und unbedingt wollte, dass ich meine Meinung über sein Arschloch abgeben sollte – natürlich, ficken dürfte ich es auch. Sehr lecker. Langsam wurde es schon etwas komisch, aber blieb weiterhin amüsant. Matches ohne Ende – ein wahres Paradies, nur leider nicht gleich um die Ecke.

Fazit: Tinder ist schon eine lustige Angelegenheit – hierzulande darüber allerdings wirklich Kontakte zu knüpfen zu können, erscheint mir unmöglich. Das Ganze besitzt für mich eher ein Chat-Charakter, für Leute die notorisch gelangweilt sind. Das Gute an der Geschichte, es ist größtenteils kostenlos und frisst allenfalls Volumen vom Vertrag.

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Hendrik Lorenz

*1970 in Braunschweig.
Technischer Redakteur, Offsetdrucker und professionelles Arschloch.

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Kommentare

Hendrik gefällt ein Kommentar bei Impressum
God Tonya, come over email!!!! postamt@hendrik-lorenz.de
In einem Artikel
Tonya hayslett gefällt ein Kommentar bei Impressum
Hey hendrik it's me Tonya took me a while but got a phone to find you
Mansour gefällt ein Kommentar bei Kotte & Zeller - Eine unendliche Bestellung
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