Amtsgericht Tiergarten - Organisation ist etwas anderes

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Eigentlich hatte ich die Aktion schon fast vergessen, ist es doch mittlerweile schon wieder fast ein Jahr her, dass ein paar Nachbarn aneinander gerieten. Was anfangs nur eine harmlose verbale Auseinandersetzung zu sein schien, endete mit Fausthieben, Fußtritten und einem größeren Polizeieinsatz. Doch was war geschehen? Auslöser der Aktion war eine Kleinigkeit. Offensichtlich ging es um ein kaputtes Fenster oder Spielzeug. Das Geschrei, was zunächst erst im Treppenhaus zu hören war, verlagerte sich auf die Straße. Ein Blick aus dem Fenster und ich sah meinen Nachbarn mit zerrissenem T-Shirt. Hinter ihm her drei schreiende Furien, allesamt mit Migrationshintergrund. Eine sah exakt wie eine Mischung aus Miss Piggy und Cindy aus Marzahn, mit eben einem ganz schicken violetten Trainingsanzug. Diese stellte den armen Mann an einer Hauswand. „Ich Russin“, brüllte sie und walzte das Würstchen mit ihrer gesamten Körpermasse fast platt. Es hagelte Tritte und Schläge. Na dann mal schnell runter und sehen, dass die Leute auseinander kommen. Die Migration-Fraktion ließ sich aber nicht beruhigen. Immer wieder Beschimpfungen und Drohungen. Und wie bei solchen Streitigkeiten mit ausländischer Beteiligung üblich, mischten sich immer mehr Leute ein, die mit der ganzen Sache rein gar nichts zu tun hatten. Auch die eintreffende Polizei gelang es erst nach fast einer Stunde, die Situation zu klären.

Ich war erstaunt, mit welch liebenswerten Zeitgenossen ich unter einem Dach lebe. Dass die ganze Angelegenheit noch ein Nachspiel hat, konnte ich da noch nicht ahnen. Nach fast einem Jahr dann eine Einladung vom Amtsgericht als Zeuge in dieser Angelegenheit. Wie toll, jetzt soll ich meinen Nachbarn auch noch direkt gegenüber sitzen und zu Verurteilung helfen. Das ist schon Strafe genug, dazu kommen noch organisatorische Pannen seitens des Gerichts. Der erste Termin wurde verschoben. Am Tag der Verhandlung klappte nichts. Warten, warten, warten und keine Information. Einfach abhauen wie beim Arzt ist nicht, es wird einen mit Strafe gedroht. Und das als Zeuge, nicht als Beschuldigter. Am Ende alles für’n Arsch: Das Gericht vertagt sich. Bedeutet nichts anderes als das die ganze Scheiße noch mal von vorne beginnt. So war es dann auch. Wieder ein neuer Termin. Diesmal, welche eine Überraschung, lief es aber überpünktlich ab. Vor mir ein Richter, der allen Anschein nach direkt aus dem Kindergarten kam. Dieser stellte dann 5 dumme Fragen, die in meiner schriftlichen Aussage zuvor schon längst beantwortet wurden. Dann zeigte er mir auf seinem Laptop ein Video (Er brauchte 10 Minuten, um es zum Laufen zu bringen. Im Jura Studium scheint der Umgang mit der elektronischen Datenverarbeitung noch nicht angekommen zu sein) von Tathergang, welches mir auch schon bekannt war und ich auch dazu die gleichen Aussagen tätigte. Hinter mir die Beschuldigten, die trotz jahrelangem Aufenthalt in dieser Republik immer noch einen Dolmetscher benötigten. Das war es dann für mich und ich durfte gehen. Die beteiligten Nachbarn reden jetzt nicht mehr mit mir, weil ich in deren Augen sicherlich eine Petze bin. Dass andere Leute nicht einfach geschlagen werden dürfen und dass es in diesem Land noch Regeln gibt, an die sich alle halten müssen, ist dort offensichtlich noch immer nicht angekommen. Ich werde mir in Zukunft aber genau überlegen, was ich wie oder überhaupt noch sehe. Auf eine solche Aktion, die einfach nur nervt und Lebenszeit kostet, hab ich keine Lust mehr. Zumal es auch jetzt nicht das erste Mal war, dass ich wegen einer Straftat im Hause aussagen musste. Nichts hören, nichts sehen und nichts sagen. Oft ist es besser so.

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Hendrik Lorenz

*1970 in Braunschweig.
Technischer Redakteur, Offsetdrucker und professionelles Arschloch.

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Kommentare

Hendrik gefällt ein Kommentar bei Impressum
God Tonya, come over email!!!! postamt@hendrik-lorenz.de
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Tonya hayslett gefällt ein Kommentar bei Impressum
Hey hendrik it's me Tonya took me a while but got a phone to find you
Mansour gefällt ein Kommentar bei Kotte & Zeller - Eine unendliche Bestellung
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Ich war letzte Woche, Anfang Juni, dort Übernachten. Ziemlich unruhig dort. Kann man nur am WE besuc...
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