- Hendrik Lorenz
- Kategorie: Dom.Rep.
- Lesezeit: 6 Minuten
- Zugriffe: 310
Es sollte es nur ein erholsamer Badeurlaub werden und mein Tauchgepäck wollte ich auch nicht mitschleppen, weil alleine der Transport schon 300 Euro gekostet hätte. Dennoch wollte ich doch einmal meinen Kopf unter Wasser stecken und einmal schauen, was es auf der karibischen Seite der Dominikanischen Republik unter Wasser zu entdecken gibt. Meine optische Maske und einen 3 Millimeter Shorty hatte ich mit, den Rest musste ich leider mieten. Das mag ich nicht, denn a) vertraue ich meiner Ausrüstung mehr und b) trage ich ungern Dinge auf, in denen schon viele andere steckten. Schon gar nicht nehme ich Dinge gerne in den Mund, wo schon so viele andere darauf herumgekaut haben. In diesem Fall gab es aber bedauerlicherweise keine andere Möglichkeit. Im Reef Oasis traf ich anfangs auf eine scheinbar eher unmotivierte Mitarbeiterin, als ich mich nach den Preisen erkundigte. Ein Verkaufsgespräch fand nicht statt. Ich hatte zunächst das Gefühl, dass auch diese Tauchbasis wegen Reichtums geschlossen war. Erst als ein wenig mit meiner Kreditkarte winkte, schien sich hinter den Tresen dieser Tauchschule etwas zu regen. Ich buchte erst einmal nur zwei Tauchgänge, weil ich nicht wusste, was mich bei diesen Unternehmen so erwartet. Die Anmeldung erfolge digital, was allerdings etwas dauerte, da das Netzwerk sehr langsam war. Auch hier gab es wieder sehr viel zu unterschreiben, denn die andere Seite wollte sich natürlich gegen alles Negative absichern. Bezahlen war nur per Vorkasse möglich. Cash oder Kreditkarte. Im Angebot waren die Woche einige Wrack-Tauchgänge. Jedoch zierte sich die Dame hinter dem Tresen mich dort einzubuchen, weil tief (30 Meter, normale Sporttauchtiefe) und man wisse ja nicht, ob es mit meinem Druckausgleich klappt. Sehr komisch. Wenn ich Probleme mit dem Druckausgleich habe, gehe ich doch eigentlich nicht tauchen. Oder? Dass sich das, was sonst immer klappt, sich von heute auf morgen ändert, ist dann doch eher unwahrscheinlich. So ganz konnte ich die Argumentation nicht nachvollziehen, mich von diesen Touren abzuhalten. Ich buchte ein Zweierpaket (zwei Tauchgänge an einem Tag). Kostenpunkt: 120 Euro inklusive voller Ausrüstung. Die Ausrüstung für 20 Euro am Tag fand ich fair, 50 Euro pro Tauchgang war hart an der Grenze. Die Ausrüstung war schon recht abgenutzt. Das Jackett wies diverse Gebrauchsspuren auf und am Neopren löste sich schon Teile. Als Flossen gab es zwei Teile, die allenfalls zum Schnorcheln geeignet waren. Und Instrumente? Da gab es lediglich einen Finimeter. Tiefenmesser? Fehlanzeige. Alles vom billigsten. Es ging los mit einem Schnellboot. Zum Glück war dieses Transportmittel nur halb ausgebucht. Wäre die Wanne voll gebucht mit Tauchern, hätte das im Chaos geendet, denn auch nur halb gebucht, empfand ich den Ablauf als sehr stressig. Ich hatte das Gefühl, dass es dem Veranstalter nicht schnell genug gehen konnte, die Gäste ins Wasser zu bekommen. Das Briefing für den Tauchgang erfolgte zuvor gut und ausführlich. Auf einen Buddy-Check wurde auf dem Boot allerdings komplett verzichtet, es hat einfach niemanden interessiert. Das finde ich ziemlich verantwortungslos. Lernt man doch gerade den Buddy-Check bis zum Abwinken in seinem Grundkurs beim Tauchen. Vom Guide aus waren beim ersten Tauchgang wenig Sicherheitsimpulse zu seinen Schützlingen zu spüren. Er war eher darauf konzentriert, den Tauchgästen den Weg und etwas Schönes zum Anschauen zu präsentieren. Ob die Buddy-Teams funktionieren, wurde weniger beachtet. Nach 30 Minuten flutete meine Maske ständig und heftig. Durch dieses Problem habe ich etwas Abstand vom Guide und Buddy verloren. Als es nicht besser wurde, waren alle Mittaucher nicht mehr in Sichtweite und ich entschloss mich den Tauchgang abzubrechen, ohne zu wissen, auf welcher Tiefe ich mich überhaupt befinde, denn a) ich konnte kaum etwas sehen und b) ich hatte kein Instrument zum Ablesen zur Verfügung (Und wenn, hätte ich wohl eh nichts lesen können). Da trieb ich also an der Oberfläche und das Boot war doch mächtig weit entfernt. Doch gegen meiner Erwartung sah die aufmerksame Besatzung mich als treibende Person schnell und ich wurde zügig aus meiner misslichen Lage abgeholt. Nun, für mein Problem kann jetzt keiner etwas. Aber etwas mehr Aufmerksamkeit vom Guide hätte ich mir schon gewünscht. Vielleicht hätte das den Abbruch verhindern können. Im Gegensatz zum ersten Tauchgang verlief der zweite Tauchgang sehr entspannt. Auch wenn es nicht viel zu sehen gab, außer die üblichen Verdächtigen wie Rochen, Barrakuda oder Kofferfisch. Interessant war auch, dass nach dem Tauchgang beim Besteigen des Bootes vom Guide Flossen und Bleigürtel gleich heruntergerissen wurde. Das kann man zwar als Service betrachten, ich hatte aber eher das Gefühl, dass es allen nicht schnell genug gehen konnte. Eigentlich war diese Basis ähnlich der in Kuba wo das Equipment fast identisch und der Ablauf fast identisch war. Diese Organisation scheint in diesen Gegenden wohl üblich zu sein.
Fazit: Es fällt mir sehr schwer für das Reef Oasis Viva Dominican eine gute Beurteilung zu geben, da es einfach zu viele (auch organisatorische) Mängel gibt. Vorauskasse finde ich grundsätzlich etwas bedenklich und auch dem Kunden gegenüber nicht sonderlich vertrauenswürdig. In diesem Gefilden kann sich das Wetter von heute auf morgen sofort ändern. Dann hinter seinem Geld herzulaufen, weil kein Tauchgang möglich ist, ist immer etwas anstrengend. Das Equipment sollte dringend überprüft und nachgebessert werden. Schnorchel-Flossen für Gerätetauchen bereitzustellen, ist schon eine Frechheit. Als Instrumente nur einen Finimeter anzubieten ist auch schon krass. Der Guide war sehr bemüht, den Gästen etwas zu zeigen. Er sollte dabei allerdings nicht die Fürsorgepflicht über nicht so hoch qualifizierte Taucher vernachlässigen. Lieber einmal mehr umdrehen als nach der nächsten Attraktion ausschau halten. Die Organisation von Materialausgabe bis Materialabgabe empfand ich als katastrophal. Es war nichts vorbereitet als ich kam und bei der Abgabe, wusste auch niemand Bescheid. Ich habe die Ausrüstung einfach in den Pool geworfen und bin abgehauen. Bei einem Preis 50 Euro pro Tauchgang möchte ich dann auch nicht meine Leihausrüstung auch noch reinigen, geschweige denn vom Boot transportieren. Zum Schluss kann sich jeder noch einen Stempel abholen. Wer keinen eigenen Tauchcomputer hatte, darf sich dann alle Daten aus dem Gedächtnisprotokoll abrufen. Echt super. Von 6 Sternen vergebe ich dem Reef Oasis Viva Dominican 3 Sterne. 1 Stern Abzug wegen des schlechten Service, 1 Stern Abzug wegen der schlechten Organisation vor und nach dem Tauchgang, 1 Stern Abzug wegen der schlechten Sicherheit (zum Beispiel fehlender Buddy-Check) und einen Stern Abzug wegen der zu geringen Aufmerksamkeit unter Wasser. Bleiben zwei Punkte. Einen Pluspunkt gibt es allerdings für das tolle Team an Bord, was allen Gästen geholfen hat und das anstatt Siesta zu machen sehr aufmerksam war.