- Hendrik Lorenz
- Kategorie: Spanien
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Eigentlich war eine völlig andere Reise geplant. An einem schönen Sommertag im Jahre 1995 saßen meine Wenigkeit und Kai Robert (die lebende Legende aus der FOVGE 2a 1994 Braunschweig) und einen seiner Kumpels (der gerade seinen Führerschein versoffen hatte), in einer Niebüller Neubauwohnung und diskutierten über einen Urlaub. Weit hinaus sollte es erst gehen, nach Kalifornien wo es eine Schwester gab, die beherbergen konnte. Doch daraus wurde dann irgendwie nichts und am Ende landeten wir über Hamburg auf Ibiza, die schöne Balearische Insel im Mittelmeer. Der Vorteil hier: Wir konnten ein kleines Haus ("Villa Tanit") in der Pampa beziehen und das kostenlos. Nachteil: Kein Strom und Wasser und auch keine sanitäre Anlage. Kacken in der Wildnis, Kerzen und Lagerfeuer in der Nacht, Wasser aus einer Zisterne. Zusammengefasst Campen in der Wildnis. Das kleine Haus befand sich im Norden der Insel ca. 2 Kilometer vom Mittelmeer entfernt. Infrastruktur: Gar keine. Fatal, wenn der nächste Supermarkt kilometerweit weg ist. Es wurde also einstimmig beschlossen irgendwie einen Mietwagen aufzutreiben. Kein einfaches Unterfangen, auf einer fast ausgebuchten Insel zur Hauptsaison. Doch das Organisationstalent Kai zog am morgen trampend in die nächstgelegenen größeren Städte und kam tatsächlich mit einem Mietwagen zurück. Bis heute ist es mir unerklärlich wer er das unter so ungünstigen Umständen geschafft hat. Von nun an war der Aufenthalt trotz der bescheidenen Wohnverhältnisse doch wesentlich komfortabler, durch die dazugewonnene Flexibilität. Insel erkunden, einkaufen und an Strände fahren. Mit dem Auto konnte jetzt auch eine Gasflasche organisiert werden mit dem dann wiederum gekocht und der Kühlschrank betrieben werden konnte. Das größte Problem war die Wasserversorgung denn es stellte sich heraus, das die Zisterne voll mit toten Geckos war. Damit war das Wasser noch nicht einmal zum Duschen geeignet. Körperpflege war also nur mit angekarrten Wasserkanistern oder unter den Duschen am öffentlichen Strand möglich. Zum Glück war "Villa Tanit" nicht weit weg vom Wasser. Nach 30 Minuten Fußmarsch durch die glühende Pampa war das Mittelmeer erreicht. Doch dort wartete kein schicker Sandstrand mit Bierbuden und Unterhaltung. Dafür gab es karge Felsen mit glasklaren Wasser. Menschenleer. Es ist zwar nicht so bequem sein Handtuch auf einen Felsen auszubreiten, mich hat das aber nicht gestört und ich habe die Abgeschiedenheit und die Ruhe am Meer sehr genossen. Hin und wieder haben wir aber auch einen öffentlichen Strand besucht. Unvergessen der öffentliche Strand Benirràs. 1995 noch relativ leer und unbebaut, damals eher ein Treffpunkt vieler Aussteiger und Althippies. Auf den nächtlichen Rückweg zum Parkplatz hörte ich plötzlich eine sehr markante Stimme in der Dunkelheit. Es war Nina Hagen die gerade mit ihrer Tochter Cosma Shiva Hagen darum stritt, welche Leute sie vom Strand mit nach Hause nehmen darf. Es war eine interessante Konversation, bei der ich unfreiwillig Zeuge wurde.
Fazit: Die zwei Wochen Aussteigerleben auf Ibiza haben mir gut gefallen, trotz der vielen Unannehmlichkeiten. Irgendwie ging es doch ganz gut so völlig ohne Komfort. Es war eine Erfahrung wert, die ich aber vielleicht nicht noch einmal wieder wiederholen werde. Viel von der Insel habe ich nicht gesehen und kann deshalb auch diesbezüglich nichts berichten. So ist mir im Norden auch der ganze Massentourismus der Insel völlig entgangen. Es war ein ruhiger und sehr erholsamer etwas abenteuerlicher Urlaub.