- Hendrik Lorenz
- Kategorie: Lettland
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Schon wieder Lettland? Ja, in der Tat. Nachdem ich ja schon im ersten Quartal des Jahres ein wenig das lettische Landleben erkundet habe, wollte ich meine Exkursionen in die Provinz noch etwas erweitern. Um auch einmal zu schauen, wo es vielleicht ganz reizvoll ist über einen längeren Zeitraum in diesem Land zu bleiben. Dass es am Rigaischen Meerbusen (was für ein blöder Name) auch noch etwas anderes als den bekannten Badeort Jurmala gibt, galt es diesmal herauszufinden.
Die Anreise erfolgte mal wieder mit AirBaltic. Auch wenn Ryanair schon eine Zeit lang Riga anfliegt, war die baltische Airline trotzdem noch um einiges günstiger, auch wenn ich jetzt Tickets über 100 Euro über die Entfernung nicht als besonders preiswert empfinde. Aber gut, immerhin habe ich mir den weiten Weg nach Schönefeld gespart. Ein Hotel in Riga habe ich diesmal etwas außerhalb der Innenstadt gebucht. Nachdem ich mir das letzte Mal etwas Gutes gönnen wollte und mich in einer vier Sterne Absteige einbuchte, die ganze Nacht durch den Lärm des Sauftourismus auf der Straße aber nicht schlafen konnte, wollte ich diesen Fehler nicht noch einmal machen. 3,5 Kilometer abseits des Massentourismus im Stadtteil Maskavas Forštate war es zwar ziemlich trostlos, aber immerhin leise – und das zu einem Preis, der dauerhaft jedes Hotel in den Ruin treiben wird. Ein Trolleybus hält aber fast direkt vor dem Hotel, so dass die Zivilisation schnell erreicht werden kann.
Da der Anreisetag wettertechnisch leider sehr schlecht war, konnte nicht mehr viel unternommen werden. Der nächste Tag zeigte sich dann Gott sei Dank wolkenlos, ein perfekter Tag für Saulkrasti. Mit dem Trolleybus ging es von Maskavas Forštate zum Hauptbahnhof Riga. Für den öffentlichen Personennahverkehr ist es übrigens ratsam, sich Zeitkarten zu holen. Eine Karte für drei Tage kostet 10 Euro. Preiswert im Vergleich zu Deutschland. Auch Zugfahren ist sehr günstig. Die Fahrt nach Saulkrasti (45 Kilometer) kostete hin- und zurück 3,80 Euro. Einfach mal Richtung Osten statt westlich nach Jurmala, das ja immer einen regen Touristenansturm zu verzeichnen hat.
Die Fahrt mit dem rustikalen Zug russischer Baureihe dauerte fast genau eine Stunde. Mitten in der Woche war der Zug in der Vormittagszeit fast menschenleer. Auch in Saulkrasti stiegen nur wenige Fahrgäste aus. Am Bahnhof von Saulkrasti gab es eine Karte, die eine Orientierung der Umgebung ermöglichte. Ein kurzer Fußmarsch durch bewaldetes Gebiet auf der Bīriņu iela und Saulkrasti Beach erstreckte sich in voller Länge vor einem. Auch am Strand von Saulkrasti gähnende Leere. Fast alle gastronomischen Einrichtungen am Strand waren bei dem schönen Wetter geschlossen. Einige Lebensmüde tummelten sich sogar im eiskalten Wasser. Hier müssen die Lebensretter sicherlich öfters ausrücken. Der lang gezogene Strand von Saulkrasti besticht durch seine Sauberkeit und Einsamkeit. Ideal für jeden, der Ruhe und Erholung sucht. Sollten hier aber mehrere Tage verbracht werden, ist es ratsam, sich einen Mietwagen zu nehmen.
Zu weitläufig ist das Gelände. Alternativ stehen aber auch viele Fahrradverleihe zur Verfügung. Die einzige Strandbar, die geöffnet hatte, lud zum Einkehren ein. Der Service wie gewohnt plump russisch. Es wurde zwar eine Karte an den Tisch gebracht, doch zum Bestellen musste der Gast in die Bar hineingehen. Was machte das denn für einen Sinn? Statt meinen bestellten Chickenburger bekam ich einen Hamburger - na ja nicht so wild. Nach einigen Stunden in der Sonne ging es mit dem Zug wieder in Richtung Riga. Das nächste Ziel war die Miera iela, Rigas „Peace Street“ der befreit von jeglichen Touris ist. Hier sind die Letten noch weitestgehend unter sich. Bars und schöne Architektur, modernisiert sowie auch noch zu Sowjetzeiten prägen das Straßenbild. Leider verkehrt der öffentliche Personennahverkehr in Riga nicht rund um die Uhr. Deshalb musste gegen 23 Uhr die Rückreise in das Hotel angetreten werden.
Der 3. Tag in Riga war leider wieder nur ein halber Tag. Wetter super für einen September. Die Stunden vor der Abreise verbrachte ich in Torņakalns, einem Stadtteil westlich der Dauga. Auch hier viel interessante Architektur zu bewundern. Es lohnt sich immer wieder Teile Rigas fernab des Mainstreams zu erkunden.
Fazit: Riga, da weiß man was man hat. Auch zum 6. Mal ist mir in dieser recht übersichtlichen, spannenden und schönen Stadt nicht langweilig geworden. Immer wieder finde ich Ecken, wo ich noch nicht war und die es sich lohnt anzuschauen. Die Stadt hat sich außerhalb der aufgemotzten Altstadt in den letzten 10 Jahren kaum verändert. Die Preise sind generell sehr niedrig und von Riga aus lassen sich schnell andere Gegenden Lettlands erkundigen. Saulkrasti hat mir so gut gefallen, dass ich dort plane länger zu bleiben. Der nächste Besuch lässt hoffentlich nicht lange auf sich warten.