Ein verlängertes Wochenende in einer anderen Stadt ist ja eigentlich eine schöne Sache. Wäre da nicht die beschwerliche Anreise. Dabei rede ich nicht von dem Flug, sondern von der Anreise zum Flughafen. Schönefeld ist eigentlich durch die katastrophale Anbindung von vorne herein ein Ausschlusskriterium für irgendwelche Flugreisen. Leider haben sich gerade an diesem Airport sämtliche Billigflieger angesiedelt. Mit einer Stunde und 15 Minuten Flugzeit überschreitet die Anreise fast die volle Flugdauer nach Tallinn. Ärgerlich, aber nicht zu ändern. Der Flughafen in Tallinn ist zwar klein, aber sehr modern. Die Gepäckausgabe verlief dementsprechend schnell. Vor dem Flughafen wartet Bus Nr. 2, der einen für umgerechnet 1,30 Euro (20 Kronen) mit in die Stadt nimmt. Gegenüber Riga ist der ÖPNV etwas teurer. Leider fahren die Busse viel zu selten und sie sind dementsprechend voll. Wenn dann noch jemand furzt und die übelste Knoblauchfahne hat, können die 10 Minuten sich unglaublich lange ziehen. Da hilft dann nur die vorzeitige Flucht aus dem Fahrzeug und zu Fuß weiter. Die erste Orientierungsphase in Tallinn dauerte ein wenig. Sehr hilfreich waren dabei die Stadtpläne, die überall im Zentrum ausgehängt sind. Das Hotel City Portus zu finden gestaltete sich allerdings etwas schwierig, denn es lag auf einem weiträumigen Hafengelände ohne wirkliche Straßennamen. Der Blick aus dem Fenster vom City Portus fiel direkt auf Terminal D, wo durstige Finnen im Stundentakt von den Fähren strömten. Durch die schnell eintretende Dunkelheit in dieser Jahreszeit machten Sightseeing Aktionen am ersten Tag in Tallinn nur noch wenig Sinn. Also ab in die Altstadt, um mal zu sehen was geht. Gehen tut um die Uhrzeit in Tallinn noch ziemlich viel. An jeder Ecke locken kulinarische Verführungen - allerdings nicht zum Schnäppchenpreis. Sämtliche Restaurants und Bars vermitteln einen sehr neuen und gemütlichen Eindruck. Leider (wie auch in Lettland) war der Service in Tallinn eine einzige Katastrophe. Wer nicht die Bedienung direkt anspricht, wird wohl auch in 10 Jahren nicht bedient. Von der Freundlichkeit, gar nicht zu sprechen. Wer die Chance bekommt etwas zu bestellen, sollte sich am besten gleich darauf für die Bestellung entschuldigen. Positiv ist allerdings, dass es in allen Kneipen von Tallinn ein Rauchverbot gibt und die Leute sich auch daran halten. Auch an dieser Stelle sind die Esten mal wieder weiter als wir. Der Hotelwechsel in das Hotel „Meriton Old Town“ am zweiten Tag war leider nicht unbedingt eine Verbesserung – höchstens was die Lage betrifft. Gegen Abend. Damit waren alle Freiluftaktionen bis auf Weiteres gestoppt. Entweder früh ins Bett, Essen gehen oder erneut eine der vielen Bars aufsuchen. Letzteres kam für mich infrage. Erste Station die „Depeche Mode“ Bar. Eigentlich gar nicht mein Ding was die Musik betrifft. Vorwiegend junges Publikum und ja – ein Depeche Mode Lied nach dem anderen. Ich frage mich, wie es die Angestellten dort länger als eine Woche aushalten können, wenn ewig der gleiche Murks durch die Boxen dröhnt. Die Preise sind wohl innerhalb des Stadtkerns überall gleich. 45 Kronen für ein Bier – das sind umgerechnet knapp 3 Euro - völliger Standard, darunter gehts kaum. Nicht unbedingt billig wenn es mit einer Metropole wie Berlin vergleichen wird. Die ganze Nacht über hat es in Tallinn geschneit und es ist empfindlich kalt geworden. Ein starker Wind ließ einen sämtliche Gliedmaßen einfrieren. Das schneebedeckte Kopfsteinpflaster war darüber hinaus eine üble Falle. Den ersten Abflug gab es schon nach ein paar Schritten - knapp an einen Oberschenkelhalsbruch vorbei. Die alten Stadtmauern von Tallinn waren beeindruckend. Es lohnt sich, einen Blick von außen auf die Altstadt zu werfen. Durch das unangenehme Wetter zog es einen aber immer wieder schnell nach drinnen. Die geplante Tour durch die Neustadt von Tallinn fiel wegen des schlechten Wetters aus. Ansonsten hatten an diesen Ostersonntag auch fast alle kulturellen Einrichtungen geschlossen. Einzig die vielen Einkaufszentren Tallinn hatten geöffnet. Das Kapitel Tallinn schloss sich an diesem Tage etwas früher als geplant. Auf dem Weg zum Meriton Old Town passierte es dann wieder. Ein klassischer Abflug auf vereister Straße. Wie sollte es auch anders sein, am Ende der Reise besserte sich das Wetter und der Planet knallte vom Himmel. Schade eigentlich, etwas mehr Sonne hätte auf den Fotos einen besseren Eindruck hinterlassen. Am Tag der Abreise blieb nicht mehr viel Zeit für irgendwelche Aktionen. Hier und da noch ein paar Bilder, die letzten estnischen Kronen ausgeben und dann mit dem Bus Nummer 2 wieder zum Flughafen von Tallinn.
Fazit: Tallinn ist eine superschöne Stadt mit einem imposanten mittelalterlichen Kern. Eine sehr junge und moderne Stadt, die aber zu dieser Zeit nicht sonderlich preisgünstig war. Für ein verlängertes Wochenende oder nur für ein Wochenende ist diese Stadt bestens geeignet.
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