Gleich hinter der Großbausiedlung Märkisches Viertel führt die Quickborner Straße in die schöne heile Welt Berlins. Die Hochhäuser verschwinden, es geht vorbei an einem Freizeitpark und an großen Grünflächen. Und plötzlich steht man im Dorfanger des ältesten und wohl auch schönsten Dorf Berlins. Urkundlich 1247 zum ersten Mal erwähnt, scheint hier die Zeit stehen geblieben zu sein. Altertümliches Pflaster, Pferde- und Bauernhöfe, mit Stuck verzierte Häuser aus dem 19. Jahrhundert. Sogar ein Reetdachhaus ist im gutbürgerlichen Alt-Lübars zu finden. In der Mitte des Dorfes thront eine barocke Kirche. War Lübars noch zu DDR-Zeit von der Berliner Mauer umringt, entwickelte sich das Dorf nach der Wende zu einem beliebten Ausflugziel. Die Eichwerder Moorwiesen im benachbarten Brandenburg und die Niedermoorwiesen in Blankenfelde kamen dazu. Viele Radfahrer und Wanderer, die den Mauerweg entlang pilgern, machen gerne Station in Lübars und bewundern den alten Dorfkern. Anfang der 1990er-Jahre verschaffte Bauer Helmut Qualitz dem Dorf Lübars ein etwas höheren Bekanntheitsgrad. Zu dieser Zeit wurden in Berlin viele provisorischen Grenzübergänge in Berlin geschaffen. Nur Lübars war noch völlig von der Mauer eingeschlossen. Kurzerhand entschloss er sich, dies zu ändern. Er fuhr mit seinem Traktor die Blankenfelder Chaussee herunter, riss am Ende der Straße mit seinem Gefährt die Mauer ein und fuhr in das Nachbardorf Blankenfelde. Damals lag Blankenfelde offiziell in der noch existierenden DDR. Dieser inoffiziell geschaffene Grenzübergang wird im Volksmund bis heute „Checkpoint Qualitz“ genannt. An die Aktion erinnert heute am Übergang nach Blankenfelde ein Gedenkstein. Helmut Qualitz verstarb 2016. 2012 brachte der Mordfall Christin Rexin Lübars überregional in die Presse.
Berlin-Lübars - Das Dorf vor dem Sozialgetto
- Hendrik Lorenz
- Kategorie: Blog
- Lesezeit: 1 Minuten
- Zugriffe: 3127