Schön und sauber - der Diani Beach
Momentan gibt es ja nicht mehr viele Reiseziele außerhalb Europas, die noch als eigenermaßen sicher eingestuft werden können. Von Zentralafrika, gar nicht zu sprechen. Da gibt es oft nur Exklusives, Tansania, Namibia, Südafrika....oder eben Kenia. In Kenia hat jeder auch die Qual der Wahl. Badeurlaub oder Natur und Safari. Oder eben vielleicht auch beides in Kombination. Letzteres erschien mir dann doch am verlockendsten, denn nur Safari kann schnell in Stress ausarten und auch (gerade als Alleinreisender) in die Tausende gehen. Also klein anfangen und vielleicht erst einmal Land und Leute kennenlernen, bevor es ans Eingemachte geht. Gesagt, getan. Hier also mein kleiner Reisebericht aus Kenia. Halbwegs gute Pauschalangebote sind an der Südküste Kenias besonders in der Nebensaison zu finden. Große Regenzeit ist zwischen April und Juli und damit auch verbunden das schlechteste und kälteste Wetter des Jahres. Brummen tut es an der Südküste wieder zwischen August und Dezember. Gerade im Bereich Diani Beach, angeblich Kenias schönsten Strandabschnitt. Unweit davon befindet sich auch der Tiwi Beach. Dort buchte ich mich für 14 Tage in das Amani Tiwi Beach Hotel ein. Doch aus den 14 Tagen wurde nichts. Ein paar Wochen vor Reisebeginn hat Turkish Airlines einfach mal für den Sonntag den Rückflug gestrichen, was bedeutete, dass am Ende doch nur 13 Tage für die weite Reise blieben. Leider war die Airline so schlau den Flug in mehr als 2 Wochen vorher zu streichen. Somit blieb auch kaum eine Chance auf etwaige Regressforderungen. Dies kann im günstigsten Fall über die Entfernung 850 Euro einbringen.
Natürlich gab es auch wieder einen kleinen Haken an der ganzen Reise nach Kenia. Da Berlin auch im Jahre 2018 immer noch über keinen internationalen Flughafen verfügt, ging die Reise über eine Zwischenstation: Istanbul. Doch das war beim Hinflug nicht alles. Auch in Tansania wurde kurz gestoppt, bevor es dann vom Mount Kilimanjaro nach Mombasa weiter ging. Ärgerlich und zeitaufwendig wurde allerdings nicht anders angeboten. Die Ankunft erfolgte dementsprechend mit 1,5 Stunden Verspätung. Sehr interessant war auch zu sehen, dass viele Touristen am Flughafen von Mombasa bei der Passkontrolle gar nicht wussten, dass ein Touristenvisum für Kenia notwendig ist. Dies kann sich jeder vorab online besorgen oder muss eben am Flughafen direkt beantragt und auch bezahlt werden. Da gab es schon lange Gesichter. Man sollte sich schon vorab informieren, welche Einreisebestimmungen für das jeweilige Land gelten. Wie Ihr ein Online-Visum für Kenia beantragt, erfahrt Ihr übrigens hier.
Mit einem Minibus, der bis obenhin mit Gästen und Koffern zugestopft war, ging es dann Richtung Südküste. Um an die Südküste zu kommen, musste mit der Likuni-Fähre übergesetzt werden. Die Fähre ist die einzige Verbindung, die die Altstadt Mombasas mit dem südlichen Festland verbindet. Am frühen Morgen war das kein größeres Problem. Am Tage sieht das dann etwas anders aus. Besonders dann, wenn man nicht in einem Fahrzeug sitzen kann. Aber dazu später mehr.
Die Fahrt zum Hotel am Tiwi Beach, Kenia dauerte etwa 1 Stunde. Dabei wurde man auf dem letzten Stück zum Hotel noch ordentlich durchgeschüttelt. Nur der letzte Teil des Weges durch den Busch zum Hotel war zementiert. Am folgenden Tage war im Hotel allerhand los. Das Osterwochenende nutzten auch viele Einheimische für einen Urlaub an der Südküste. Nach den Feiertagen war der Spuk aber schnell vorbei und das Amani Beach Hotel, die nächsten zwei Wochen weitestgehend verweist. Dies war allerdings der Nebensaison geschuldet und nicht, weil das Hotel so mies war. Der erste Blick in die Anlage und an den Strand war recht zufriedenstellend. Allerdings wurde hier schnell klar, Tiwi Beach ist dann doch nicht mit Stränden in der Karibik zu vergleichen. Doch dafür hat Kenia auch einiges mehr zu bieten, da wäre zum Beispiel die unfassbare Tierwelt. Schon im Hotel tummelte sich am frühen Morgen eine große Affenfamilie. Hinter dem Hotel im Busch war auch eine Menge los. Es kreucht und fleucht an jeder Ecke. Nicht jedermanns Sache. Da das Amani Beach Hotel doch sehr abgelegen liegt, mit Mauer und der Security wie ein Gefängnis wirkte, wollte ich das Drumherum einmal erkunden.
Infrastruktur? Fehlanzeige. Nach Diani Beach ging es nur mit einem Tuk-Tuk oder via Mototaxi (ca. 200 KES nach Diani). Diese Fortbewegungsmittel stehen aber nicht immer vor dem Hotel bereit. Besonders nicht in Zeiten, in dem im Hotel überhaupt nichts los ist. Da hilft dann nur ein Taxi (teuer) oder einer der Angestellten kennt eine Nummer und kann ein Mototaxi rufen, dass einen abholt. Die Währung in Kenia ist übrigens der Kenianische Schilling. Momentan ist die Umrechnung recht einfach, denn 100 Kenianische Schilling sind fast genau 1 Dollar. Diani Beach ist vom Tiwi Beach auch über den Strand zu Fuß zu erreichen. Zu den angesagten Beach Bars von Diani sind das dann ca. 4 Kilometer. Über die Straße ist man wohl den halben Tag unterwegs und das führt nicht immer durch Gegenden, in den man sich wohlfühlen kann. Kurzum: Tiwi Beach und das angeschlossene Hotel ist nur etwas für Leute, die einen reinen Hotelurlaub machen möchten. Einen genauen Bericht vom Hotel**** Amani Tiwi Beach findet Ihr hier: Klicky?
Der Transportweg in das Nachtleben von Diani Beach ist damit von Tiwi aus sehr mühselig. In Diani Beach gibt es einige Bars, die zur Saison immer gut besucht sind (Bidi Badu, Forty Thieves, Kim for Love). Die dahinter grenzenden Nachtclubs (Tandoori Bar, Shakatak) sind voll mit Nutten, die oft nur zur Saison in geballten Ladungen vom Landesinneren anreisen und sich gemeinsam während dieser Zeit ein Zimmer teilen. Wer alleine reist und als Mann damit ein Problem hat, sollte generell Bars und Diskotheken in Diani meiden. Lange ist auch das unattraktivste männliche Opfer nicht alleine.
Diani Beach ist selbst ein sehr unattraktiver Ort, der sich kaum von anderen 3. Welt Orten in Afrika unterscheidet. Trotz christlicher Prägung des Landes ist gerade die Küste voll von Moslems. An fast jeder Ecke ist eine Moschee zu finden. Der Strand von Diani ist schön, dahinter beginnt leider das Chaos. Dreck und Lärm bestimmen den Ort. Auch am Strand das gleiche Bild wie anderswo auch: Beachboys, Bettelei und viel Nepp. Immerhin hat man vor den verkaufswütigen Menschen in den meisten Beach Bars seine Ruhe. Im Forty Thieves zum Beispiel sorgt eine Massai Security dafür, dass keine Gäste von den fliegenden Händlern belästigt werden. Im Ort Diani Beach gibt es viele Restaurants, die etwas preisgünstiger sind als die Lokalitäten direkt am Strand. Wer etwas Lokales probieren möchte, dem sei das Swahili Pot empfohlen. Ein sehr einfaches Restaurant mit leckeren Gerichten, kaum über 5 Euro. Bedauerlicherweise hat das Swahili Pot ein echtes Service und Organisationsproblem. Einige Gerichte und Getränke sind oft nicht vorhanden. Manchmal ist es besser vorher zu fragen, welche Gerichte/Getränke vorhanden sind und welche nicht. Das spart viel Zeit. Unweit des Swahili Pot befindet sich das Rongai Eating House. Ein einfaches Restaurant, das auf der Straße Fleisch grillt. Das Fleisch wird allerdings so wie es ohne Würze auf den Grill getan und kann etwas sehr zäh werden. Trotzdem zu empfehlen, da sehr authentisch und preisgünstig. Noch etwas: Viele Bars und Restaurants geben vor, Kreditkarten zu akzeptieren. In den meisten Fällen ist das aber gar nicht der Fall. Wer plant, mit Kreditkarte zu zahlen, sollte besser vorher fragen, ob dies möglich ist. Außer ein paar Bars und Restaurants hat Diani Beach leider nicht viel zu bieten. Doch wie sieht es an der Nordküste aus?
Um von der Südküste an die Nordküste zu gelangen, gibt es nicht sonderlich viele Möglichkeiten. Da wäre wieder nur das Taxi oder die vielen Minibusse, die im Minutentakt zwischen Diani und Mombasa verkehren. Die Fahrziele der Minibusse sind nicht zu erkennen. Einfach Richtung Norden stellen und auf die Rufe aus den Bussen hören oder auch selbst sein Fahrtziel schreien. Der beste Punkt um nach Mombasa zu kommen ist der Platz vor der Gate Mall. Nicht von der Aggressivität der Busbetreiber abschrecken lassen. Eine Fahrt von Diani Beach nach Mombasa kostet nicht mehr als 200 KES pro Person. Kassiert wird während der Fahrt. Am besten passend zahlen. Generell tun sich mit dem Wechseln in Kenia viele schwer. Die Busse bringen einen nur bis zur Fähre. Von dort aus wird es dann etwas unangenehm. Um auf die Fähre zu kommen, heißt es sich einreihen in Menschmassen. Ist die Fähre da, wird man quasi auf die Fähre mit Tausenden anderen Menschen geschoben. Man steht 10 Minuten dicht gedrängt und hat das Gefühl, von Hunderten Händen begrapscht zu werden. Ich war die ganze Zeit nur auf meine Taschen und Gepäck konzentriert. Eine extrem unbequeme Situation. Ich hatte das Gefühl, ich würde die Fähre komplett nackt verlassen. Dennoch ging so weit alles gut. Handy und Geld blieben bei mir. Auf der anderen Seite ging es mit dem nächsten Minibus weiter. Im Bus sengende Hitze und Bässe aus einer Musikanlage, dessen Vibrationen mich fast bis an die Decke beförderten. Nach einem kurzen Stopp in der legendären Florimon Bar (heute teilweise ein Lost Place) mit Blick auf die Hafeneinfahrt vom Mombasa, ging es weiter nach Mtwapa. Die Fahrt dauerte knapp 1 Stunde. Die Sonne machte sich bereits langsam vom Acker. Also noch einmal schnell zum Strand. Der Tuk-Tuk-Fahrer brachte uns bei Sonnenuntergang nach Maweni Beach. Die vielen guten Beurteilungen für diesen Strandabschnitt kann ich nicht nachvollziehen. Dreckig, langweilige und miese Bars. Einfach hässlich. Im Dunklen ging es dann auf Hotelsuche. In der Nebensaison eigentlich kein Problem. Nur zu dritt wurde es etwas schwierig. Da verweigerten sich auch mit Aufpreis viele Unterkünfte. Schließlich fanden wir zu dritt im Prime Comfort Hotel And Apartments eine Unterkunft. Eine gute Absteige, die sich nicht darum scherte, mit wie vielen Leuten wir dort einkehrten. Nach einer durchzechten Nacht ging es wieder Richtung Mombasa. Diesmal mit einem Stopp am berüchtigten Bamburi Beach. Dieser Strand war schon mal weitaus schöner als Maweni Beach. Allerdings nicht zu vergleichen mit Diani Beach. Hier wurde nur wenig Pflege in den Strand investiert. Überall Dreck und Algen.
Unweit des Bamburi Beach liegt der Haller Park. Eine Art Tierpark neben der Bamburi Cement Factory. Trotz des unverschämten Eintrittspreises von 13 Euro statteten wir dem Freigehege einen Besuch ab. Siehe hierzu auch den Haller Park Bericht. Gegen Abend waren wir zurück in Mombasa und nahmen nach einem Stopp im Restaurant Blue Room (teuer) die Fähre zurück an die Südküste.
Safari ist in Kenia ein teurer Spaß. Besonders dann, wenn man sich organsierten Gruppen anschließt. Der Profit dieser Touren ist für die Veranstalter enorm hoch. Aber es geht auch anders. Da mir Tsavo & Co zu weit waren, wollte ich zumindest Shimba Hills besuchen. Dieses Reservat liegt ca. 45 Minuten von Diani Beach entfernt. Von Veranstaltern wird der Tagesausflug nach Shimba Hills absolut überteuert angeboten. 130 Euro (pro Teilnehmer!) ist schon eine Frechheit und leider keine Seltenheit. Das sind bei 8 Teilnehmern 1040 Euro für den Veranstalter. Wahnsinn. Günstiger geht es auf eigene Faust. Fahrer und Wagen mieten und den Eintrittspreis für den Park pro Kopf/Wagen bezahlen. Bei gleicher Teilnehmerzahl kostet das nicht mehr als 180 Euro. Essen kann jeder selbst entscheiden. 860 Euro weniger. Ich habe dann einen Wagen mit Fahrer gemietet und war einen Tag in Shimba Hills. Den Bericht dazu könnt Ihr hier lesen. Gerne gebe ich Euch die Kontaktdaten. Dort werden auch Touren in fast alle Nationalparks von Diani aus angeboten die weitaus günstiger sind als das was am Strand, Hotel oder den ansäßigen Reisebüros geboten wird.
TTauchen ist an der Südküste von Kenia auch möglich. Allerdings ist es hier genauso wie mit den Safaris. Absolut überteuert. Das liegt auch an der mangelnden Konkurrenz. Ich habe in meiner Zeit nur 3 Tauchschulen in der Gegend um Diani Beach gezählt.
Natürlich hatte ich nicht immer Lust, jeden Tag umherzureisen. Viele Tage verbrachte ich auch am Strand. Wie anfangs schon erwähnt ist das aber nicht immer so entspannend, je nachdem wo genau der Aufenthaltsort ist. Oft wird ein Strandspaziergang zum echten Spießrutenlauf. Auch mit Einheimischen zusammen wird man teils Kilometerlang verfolgt. Mit einem einfachen „Nein“ ist es leider oft nicht getan. Die aufdringlichen Verkäufer diverser Dinge geben so schnell nicht auf. Wirklich Ruhe gab es nur am hoteleigenen Strand.
13 Tage vergehen wie im Flug. So war es auch wieder an der Zeit die Heimreise anzutreten und an dieser Stelle endet auch mein Reisebericht aus Kenia. Doch auch die Rückreise verlief alles andere als glatt. Wie schon auf der Hinreise gab es eine satte Verspätung. Damit war mein Anschlussflug in Istanbul futsch. Mit 5 Stunden Verzug zurück in Berlin: Koffer weg. Dieser kam 4 Tage später und war völlig demoliert. Jetzt muss ich mich wahrscheinlich auch noch ewige Zeiten um Entschädigungszahlungen für verpassten Flug und Koffer herumärgern. Ich hoffe, ich habe Euch mit meinem Reisebericht aus Kenia nicht gelangweilt.
Fazit: Mir hat die Reise nach Kenia gut gefallen. Daran ändert auch der Ärger vor der Reise und nach der Reise nichts. Für einen reinen Badeurlaub ist Kenia zu weit entfernt. Dafür gibt es attraktivere Ziele. Für Tierfreunde und unternehmungslustige Menschen sei Kenia wärmstens zu empfehlen. Die Menschen sind freundlich und zugänglich. Es hat viel Spaß gemacht, sich unter das Volk zu mischen. Das Land wird definitiv noch einmal von mir bereist.
Dann aber ohne Reisegesellschaft und mit neuen Zielen und einem neuen Reisebericht aus Kenia. Lest auch den zweiten Reisebericht aus Kenia und meinen dritten Reisebericht. Oder lest hier, wie man 600 Euro Entschädigung von Turkish Airlines bekommt.
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