Der Westharz ein Auslaufmodell?

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Vor der Wende war der westliche Teil des Harzes noch ein sehr beliebtes Urlaubs- und Ausflugsziel. Westberliner hatten es nicht weit und auch bei vielen Menschen aus dem Zonenrandgebiet der Bundesrepublik stand das nördlichste Mittelgebirge hoch im Kurs. Wintersport in Norddeutschland war woanders nicht möglich. Die Herbergen füllten sich genauso schnell, wie die Geldscheine sich bei den Gewerbetreibenden in der Geldbörse vermehrten. Noch Anfang der 90er Jahre boomte das Geschäft im Westharz. Das damals noch für DDR-Verhältnisse moderne Gebiet wurde auch von den neuen Bundesländern angenommen. Doch gerade die Menschen aus dem Osten erkannten schnell, dass es noch eine Welt hinter dem Harz gibt. Fernreisen wurden immer billiger und die reise hungrigen Ostdeutschen kehrten dem beliebten Gebiet den Rücken zu. Auch die Menschen aus den alten Bundesländern fuhren jetzt lieber in die Ferne oder an die Ostseeküste. Den Rest gab der Region der Klimawandel. Plötzlich gab es keine Garantie mehr, im Winter noch Schnee zu haben. Wintersportler entscheiden sich daher für Ziele in den Alpen. Zurück blieb ein Relikt aus der Vergangenheit. Jahrelang verwöhnt durch die vielen Stammgäste, klebte der Mief aus den 70er Jahren in vielen Herbergen des Westharzes. Fördergelder fielen weg und gepuscht wurden nur noch die neu zur Republik gekommenen Oststädte des Harzes. Während Wernigerode oder Quedlinburg im sanierten Glanz erstrahlen, ist im Westharz nicht mehr viel los.

Weihnachten 2006 - Braunlage verwaist. Die Wurmbergbahn fast leer. Im Stadtkern das Meiste geschlossen. Nur ein Touristenladen, der noch vorzugsweise Ostprodukte wie den „Schierker Feuerstein“ versuchte an den Mann zu bringen, hatte geöffnet. Ein paar Pommes- und Würstchenbuden. Das war alles. Auch der klassische Rentner war kaum noch anzutreffen. Wanderhose und ein mit Wappen verzierter Wanderstock. Auch die Rentner haben heute kein Bock mehr auf rustikale Holzeinrichtungen oder Kaffeekränzchen. Da ist ein „du, ich fickificki-Urlaub“ in Thailand oder das 17. Bundesland eben beliebter und wahrscheinlich auch preiswerter. Der Westharz ist das klassische Beispiel für eine Region, die früher ein Selbstläufer war und die zu spät auf die Zeichen der Zeit reagiert hat. Trotzdem kein Grund, der Region fernzubleiben. Gerade jetzt, wenn nicht mehr so viel los ist, kann doch ein kurzer Urlaub nicht verkehrt sein. Ein Blick auf die Buchungskalender einiger Unterkünfte verrät, zumindest an Feiertagen wie Ostern, Weihnachten oder Silvester ist lange im Vorfeld alles schon ausgebucht. Ein Zeichen, dass es langsam wieder aufwärts geht? Warum weit fahren, wenn eine so schöne Region quasi direkt vor der Haustür liegt. Eine Recherche ergab, dass der Westharz auch preislich wirklich erschwinglich ist und die Unterkünfte auf keinen Fall zu teuer. Gerade Ferienhäuser oder Ferienwohnungen ergeben bei Teilung durch die Mitreisenden einen sehr günstigen Schnitt. Also nichts wie in den Westharz. Es geht nach Hohegeiß – dem höchstgelegenen Ort des Harzes, direkt an der ehemaligen Zonengrenze. Dazu demnächst also mehr an dieser Stelle.

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Hendrik Lorenz

*1970 in Braunschweig.
Technischer Redakteur, Offsetdrucker und professionelles Arschloch.

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Kommentare

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God Tonya, come over email!!!! postamt@hendrik-lorenz.de
In einem Artikel
Tonya hayslett gefällt ein Kommentar bei Impressum
Hey hendrik it's me Tonya took me a while but got a phone to find you
Mansour gefällt ein Kommentar bei Kotte & Zeller - Eine unendliche Bestellung
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