Seminar Verkehrstechnik in Berlin – Berliner Unterwelten e.V. Tag 2

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Treffpunkt am zweiten Tag des Seminars „Verkehrstechnik Berlin“ der Berliner Unterwelten e.V. war der U-Bahnhof Steglitz. Der Bahnhof unter eines der hässlichsten Gebäude Berlins, hat doch tatsächlich noch mehr zu bieten, als das, was der normale Fahrgast so vermutet oder sieht. Hinter einer unscheinbaren Tür geht es über einen kleinen Zwischenraum, der von der BVG genutzt wird, in den über den aktuellen in Betrieb befindlichen U-Bahnhof der U9, in den Rohbau der geplanten U10. Doch das ist nicht ganz richtig, denn die heutige U9 benutzt die Gleise der geplanten U10 – Grund dafür sind Bestimmungen, die dies zu Vorwendezeiten nicht anders möglich machten. Der Rohbau dümpelt vor sich hin und wird auch derzeit zu keinen anderen Zwecken (Siehe Rohbau Potsdamer Platz) benutzt. Sehr interessant, diese Bauvorleistung aus den 1970er Jahren einmal näher zu betrachten. Erstaunlich, dass in diesen gesicherten Bereich offensichtlich hin und wieder Sprayer eindringen konnten – das beweisen an einigen Stellen die farblichen Hinterlassenschaften. Weiter Richtung Norden geht es über still gelegte Gleise in den abgetrennten Teil des U-Bahnhofs Schlossstraße. Die U-Bahn saust an einem direkt vorbei – sehr beeindruckend. Ein ähnliches, nicht realisiertes Projekt war dann in der U-Bahnstation Innsbrucker Platz zu bewundern. Ein riesiger Rohbau unter dem verkehrsreichen Knotenpunkt, durch den auch die Stadtautobahn läuft. Auch dieses Bauvorhaben sollte einst der U10 dienen – diese Linie wird es wohl doch in meinem Leben nicht mehr geben. Weiter ging es zum U-Bahnhof Rathaus Schöneberg und Nollendorfplatz. Hier gab es noch viele Informationen zu den einzelnen Bahnhöfen und zur Verkehrstechnik der BVG allgemein.

Der eigentliche Höhepunkt des Tages war aber dann der 2007 wieder entdeckte Otzentunnel in der Nähe des Innsbrucker Platzes. In den 1920er Jahren befand sich auf dem heutigen Gelände der Waldenburg Oberschule eine Betriebswerkstatt in der Traegerstraße. Die Verbindungstunnel vom Innsbrucker Platz führten direkt dorthin. Einige Abschnitte wurden noch vor dem Zweiten Weltkrieg abgetrennt und zugeschüttet, da die Betriebswerkstatt nicht mehr benötigt wurde. Übriggeblieben ist aber der Otzentunnel, der im Zweiten Weltkrieg dann auch als Luftschutzbunker umfunktioniert wurde und im Laufe der Zeit einfach vergessen wurde. Erst das Einsteigen von Kindern in den Vorraum des Tunnels erregte wieder die Aufmerksamkeit über diese historische Stätte. Über eine Treppe geht es 15 Meter nach unten. Es ist dunkel und es riecht muffig und alt. Das Tageslicht reicht vom Eingang nicht aus. Richtung Norden verläuft der Tunnel bis zur Rubensstraße und endet an einer Mauer. Vorbeigeht es an Zeichen, die auf die Nutzung des Tunnels als Luftschutzkeller eindeutig hinweisen. An den Wänden noch Angaben auf die maximale Belegung an Personen. Auch sanitäre Einrichtungen sind noch zu finden – sowie ein zweiter Ausstieg. Eine sehr interessante und spannende Sache.

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Hendrik Lorenz

*1970 in Braunschweig.
Technischer Redakteur, Offsetdrucker und professionelles Arschloch.

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Kommentare

Hendrik gefällt ein Kommentar bei Impressum
God Tonya, come over email!!!! postamt@hendrik-lorenz.de
In einem Artikel
Tonya hayslett gefällt ein Kommentar bei Impressum
Hey hendrik it's me Tonya took me a while but got a phone to find you
Mansour gefällt ein Kommentar bei Kotte & Zeller - Eine unendliche Bestellung
Interessant ist, dass dieser Bericht bereits 10 Jahre her ist, und an der Informationspolitik hat si...
Ich war letzte Woche, Anfang Juni, dort Übernachten. Ziemlich unruhig dort. Kann man nur am WE besuc...
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