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- Hendrik Lorenz
- Kategorie: Lost Places
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Der dritte Tag des Seminars startete am hässlichen U-Bahnhof Siemensdamm, eine echte Geschmacksverirrung der 1970er Jahre. Schon überirdisch wirkte der ganze Platz etwas komisch, besonders die extrem hohen (und ebenso hässlichen) auffälligen Lüftungsschächte. Hinter einer Metalltür in der Bahnhofsverkleidung befindet sich auf der Mittelplattform des Bahnhofs eine Zivilschutzanlage mit Platz für mehrere tausend Menschen. Die Anlage ist heute noch zugestellt mit mehrstöckigen Metallbetten und wurde tatsächlich noch bis Mitte der 1990er Jahre gewartet. Dann wurde das Projekt mehr oder weniger aufgegeben und dümpelt vor sich hin. In den Räumen sind noch Materialien wie Klopapier und hunderte von Plastikbechern vorhanden. Die Technik ist mittlerweile überholt. Überhaupt hätte das gesamte Bauwerk auch keinen Volltreffer einer Atombombe auf Berlin Stand gehalten. Die Anlage konnte Menschen für maximal 14 Tage Schutz bieten. Insgesamt ist der Schutzraum ganz interessant, aber auch nicht umwerfend.
Nach dem Atombunker in der U-Bahnstation Siemensdamm ging es in den Osten der Stadt. Auf einem Gelände der Deutschen Bahn, nahe dem Ostkreuz, haben einige Mitarbeiter des Unternehmens ein kleines Museum zusammengestellt. In dieser Sammlung gab es alles rund um die Stromversorgung der S-Bahn ausgestellt. An dieser Stelle waren aber meine elektrotechnischen Kenntnisse zu gering, um bei mir Begeisterung hervorzurufen. Für mich waren fast alle Exponate von der Funktion her Bücher mit sieben Siegeln.
Besser war der Schutzraum des U-Bahnhofs Moritzstraße in Berlin-Kreuzberg. Im Zweiten Weltkrieg wurden einige Bauvorleistungen der U-Bahnen als Schutzräume zweckentfremdet. So wurden die Vorarbeiten für einen geplanten Umsteigebahnhof der U8 umgebaut. Hier ist noch allerhand originales zu bestaunen. Von schweren Luftschutztüren bis hin zu alten Belüftungsgeräten. Gut auch noch zu erkennen, Spuren einer Zwischendecke um noch mehr Schutzsuchende in die Anlage zu bekommen. Die Zwischendecke wurde damals aus Holz eingezogen und ist heute nicht mehr im Original vorhanden. Der gesamte Luftschutzraum geht über viele Etagen und im halbdunklen ist die Orientierung gar nicht mal so einfach. Eine echt beeindruckende Anlage, die einen guten Einblick der damaligen Zustände vermitteln konnte.
Mit der U8 ging es dann weiter Richtung Jannowitzbrücke. Auf der Seite des Bezirkes Mitte befindet sich nahe der Spree ein Verbindungstunnel von der U5 zur U8. Geplant war hier einst auch einmal ein U-Bahnhof, der aber nie realisiert wurde. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Rohbau des U-Bahnhofes als echter Bunker ausgebaut. Der Bunker wurde so umgesetzt, dass neben der Anlage noch ein Gleis zur Nutzung erhalten blieb, das heute noch für Überstellungsfahrten ohne Beförderungsfälle von der BVG genutzt wird. Die Anlage war ein Pilotprojekt und lief unter dem Namen „Mutter-Kind-Bunker“. Es sollte Frauen mit Kindern Schutz geben, die tagsüber in der Rüstungsproduktion arbeiteten. Das Projekt bewährte sich aber nicht und der Bunker wurde damit für alle Privatpersonen freigegeben. Das gesamte Bauwerk ist 385 Meter lang und verfügt über 150 kleine Räume. Die Anlage befindet sich in einem guten Zustand und ist ein imposantes Werk eines düsteren, kaum noch vorstellbaren Kapitels des letzten Jahrhunderts.