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- Hendrik Lorenz
- Kategorie: Mein Block
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Seit 2013 bewohne ich im 8. Stock am Rande des Märkischen Viertels von Berlin eine Einraum Sozialwohnung mit Westblick und 50 qm Wohnraum. Offiziellen Angaben zur Folge ist der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund im Märkischen Viertel hoch, übersteigt jedoch nicht den Anteil der einheimischen Bevölkerung. Nach einer Erhebung der Jahrestagung Kompetenzzentrum Großwohnsiedlungen (11.10.18) liegt der Ausländeranteil im Märkischen Viertel bei 48%. Leider wurde hier nicht erwähnt, nach welchen Kriterien gezählt wurde (Menschen mit Migrationshintergrund ohne deutschen Pass oder mit). Schaue ich mich aber im Hause um oder gehe auf die Straße, ergibt sich komischerweise immer ein anderes Bild. Täuscht das und ist alles nur Einbildung? Allein mein Klingelschild zeigt mir, dass die Realität doch eine andere sein muss als behauptet. Um meinem Gefühl Bestätigung zu geben, will ich doch einmal alle Menschen zählen und einordnen, die ich so auf der Straße begegne, wenn ich mich außerhalb der Wohnung befinde. Dafür habe ich mir zwei "Handclicker" zugelegt, also Handzähler, um meine Begegnungen auf der Straße unterschiedlich zu zählen.
Die Zählung und Einteilung funktioniert natürlich nicht in Nationalitäten, sondern nur in Gruppen von Individuen der gleichen Art, die anhand von Ähnlichkeiten zu unterscheiden sind. Ich habe mich bei der Unterscheidung deshalb für Menschen aus dem europäischen/indigenen, asiatischen, orientalischen und afrikanischen Raum entschieden. Die letzteren drei Merkmalen an Menschen sind für Westeuropäer gut zu unterscheiden. Bei einem Menschen mit russischer oder polnischer Abstammung ist der Migrationshintergrund oft nur schwer bzw. gar nicht zu erkennen. Deshalb wird bei der europäischen/indigenen Zählweise noch eine hohe Fehlerquote zu berücksichtigen sein. Jetzt ging es also auf die Straße zum Zählen. Jeden Tag die gleiche Strecke. Vom westlichen Märkischen Viertel, über das Märkische Zentrum bis nach Pankow am Morgen, und am Abend wieder zurück. Hier war schon am ersten Tag zu beobachten, dass die Klientel am Morgen vorwiegend europäisch/indigenen geprägt ist und am Abend mit großer Mehrheit orientalisch, afrikanisch und asiatisch. Hier sind die Ergebnisse von einer Woche:
Datum | Europa | Orient, Asien, Afrika |
Montag 21.09.20202 | 145 | 197 |
Dienstag 22.09.20202 | 155 | 219 |
Mittwoch 23.09.20202 | 150 | 228 |
Donnerstag 24.09.20202 | 161 | 237 |
Freitag 25.09.20202 | 210 | 255 |
Gesamt: | 821 (42%) | 1131 (58%) |
Fazit: Die manuelle Zählung ergibt durchaus einen realistischen Wert. Die optische Überlegenheit der Einwohner mit Migrationshintergrund ist nicht nur gefühlt, sondern real. Zu berücksichtigen ist natürlich eine Fehlerquote, die aber das gesamte Ergebnis sicherlich grundsätzlich nicht verfälschen würde. Die Erhebung der Jahrestagung Kompetenzzentrum Großwohnsiedlungen (11.10.18) scheint mir plausibel, wenn die Menschen mit Migrationshintergrund und deutschen Pass nicht mit einbezogen wurden. Die großen Wohnungsgesellschaften im Märkischen Viertel scheinen kein Interesse mehr an eine gesunde Durchmischung des Ortsteils zu haben. Gut vorstellbar, dass die Ansiedlung von weiteren Migranten pro frei werdende Wohnung von ganz oben angeordnet wird. Damit wird das Märkische Viertel leider weder attraktiver noch lebenswerter. Die Probleme werden sicherlich nicht weniger.