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- Hendrik Lorenz
- Kategorie: Blog
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Auch wenn man es mir so nicht zutraut, ich bin schon ein sozialer Mensch. Mein Arrangement gegenüber Mitmenschen hielt sich aber bisher in Grenzen und soweit im Rahmen meines Bekanntenkreises. Außerhalb dieser Gesellschaft wurden bisher Tiere bevorzugt. Irgendwelche Stiftungen oder dubiosen Organisationen traue ich bis heute nicht und es ist ja auch so einfach, nur eine Überweisung zu tätigen, wo am Ende gar nicht klar ist, was die Spende gebracht hat oder ob sie überhaupt verwertet wurde, ohne im Korruptionssumpf zu versickern. Wo sich also sozial einbinden? Sich für sogenannte „Flüchtlinge“ einsetzen, die meistens keine sind, eher keine Option. Hilfebedürftige ältere Mitmenschen in diesem Land eher schon. Doch da braucht es einfach auch viel Zeit. Die fehlt, wenn die Berufstätigkeit noch nicht abgeschlossen ist. Also habe ich mir gedacht, Menschen Aufmerksamkeit zu schenken, die weniger Glück im Leben hatten beziehungsweise die in ihrem bisherigen Leben nicht das Richtige getan haben. Menschen, die im Gefängnis eine Strafe absitzen. Ich suchte also nach Möglichkeiten, mit Inhaftierten Kontakt aufzunehmen, stellte aber schnell fest, dass es hier in Deutschland so einfach nicht geht. Vieles läuft dann wohl über Organisationen und auf die hatte ich ja nun mal gar kein Bock. Ich stieß auf die Seite writeaprisoner.com. Doch das waren Häftlinge aus den USA. Eigentlich nicht unbedingt meine Zielgruppe, da ich ja gerne etwas vor Ort tun wollte. Dennoch studierte ich diese Seite ein wenig und war überrascht, wie wenig der Datenschutz in den USA gilt. Foto, Geburtsdatum, Haftstrafe und Tat waren einfach einzusehen. Unfassbare Verbrechen, teilweise schockierend. Aber eine Kontaktaufnahme war einfach. Es gibt unterschiedliche Organisationen, die sich mit Gefängnissen zusammengeschlossen haben und Geldtransfers sowie Kommunikationsmittel anbieten. Das, was in Deutschland nicht geht, ist für kleines Geld in den USA möglich. Ich durchstöberte also diverse Profile und entschied mich zu einigen Inhaftierten Kontakt aufzunehmen. Über die Rückmeldung war ich sehr überrascht, denn diese lag bei 90 %. Einen Kontakt dauerhaft aufrechtzuerhalten, ist natürlich schwierig. Häftlinge werden verlegt, werden bestraft, unerwartet entlassen oder es geht ihnen schlicht und ergreifend das Geld aus. Deshalb kann niemand einen dauerhaften Kontakt erwarten. Dennoch bin ich überrascht, dass nach über einem Jahr noch einige Kontakte vorhanden sind. Einlullen lassen darf man sich natürlich nicht. Auch wenn die meisten es offiziell nicht sagen, sie erwarten von ihren Kontakten auch einen gewissen „Support“. Dies ist aber auch in kleinen Rahmen möglich. Zum Beispiel, wenn man für ein paar Euros virtuelle Briefmarken kauft oder aber eine Buchbestellung über Amazon aufgibt. Von Bargeldüberweisungen ist generell abzusehen und wenn, dann in bescheidenen Rahmen. Ein Monatsverdienst in einem US-amerikanischen Gefängnis überschreitet selten die 20 $ Marke. Ein guter Orientierungspunkt. Es gibt aber auch viele attraktive Häftlinge, insbesondere Frauen, denen es gelingt, ihre „Brieffreunde“ so um den Finger zu wickeln, dass sie es schaffen, ein stattliches monatliches Einkommen zu erwirtschaften.
Fazit: Wer sich gerne unterhält und damit gleich etwas soziales Arrangement einbringen will, dem sei die Seite writeaprisoner.com empfohlen. Jedem sollte aber klar sein, dass er eventuell angebettelt wird oder nach kurzer Zeit keine Antwort mehr bekommt (Ausfallrate bei mir 75 %). Darüber hinaus sollte jeder nicht vergessen, dass die meisten Inhaftierten nicht umsonst eingeknastet sind. Es sitzen dort auch manipulative Soziopathen, die alles tun, um ihre Situation zu verbessern. Ich denke schon das viele über Kontakte von außen dankbar sind, jedoch werden sie diese spätestens dann vergessen haben, wenn die Tore sich öffnen. Soziale Nachhaltigkeit wird es über diese Seite wohl kaum geben