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- Hendrik Lorenz
- Süd/Mittel/Nordamerika
- Kategorie: Peru
- Lesezeit: 19 Minuten
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Schmecken Meerschweinchen wirklich so gut? Um diese Frage zu beantworten, sollte man sich in die Region bewegen, wo diese als Delikatesse gelten. Eine weite Reise, doch sehr praktisch ist es dann, wenn die Unternehmung gleichzeitig noch mit einem Besuch eines "Friend with Benefits" verbunden werden kann. Die Verbindung in den Andenstaat ist von Europa aus auch gar nicht mal so schlecht. Eine kurze Suche ergab schnell etliche attraktive Angebote - allerdings gilt auch hier: Preiswert geht nur, wer früh bucht. Ich entschied mich für das Angebot der KLM. Berlin - Amsterdam - Lima in 12 Stunden und 45 Minuten. Eine recht sportliche Leistung bei einer Transferzeit von gerade einmal 50 Minuten auf einen der größten europäischen Flughäfen. Doch die Sorgen waren letztendlich unnötig. Der Verbindungsflug war pünktlich, der Anschlussflug auch noch 15 Minuten verspätet, so das alles reibungslos klappte. Der letzte Transatlantikflug war ja schon einige Jahre her. Mittlerweile haben sich auch die Zustände in der Economy Class mehr zum Positiven verändert. Wurde dem Fluggast früher noch das Entertainment quasi aufgedrückt, ist es jetzt möglich, in der modernen Boeing 777 sein Programm über ein im Sitz integrierten Touchscreen selber zu bestimmen. Musik, Hörbücher oder Filme werden in einer großen Auswahl angeboten. Auch in etlichen Sprachen. Es war auch möglich, einen eigenen USB-Stick anzuschließen oder über diesen Anschluss sein mobiles Gerät aufzuladen. Der Versorgung an Bord ließ keine Wünsche offen, die 12 Stunden Flugzeit waren sehr erträglich.
Am Flughafen Jorge Halverez International in Lima ging es dann recht flott voran. Das vorherige Ausfüllen der völlig sinnfreien Einreisekarte und Zollerklärung erweis sich allerdings als nicht ganz trivial. Die Schriftgröße war in einer Größe angedruckt, die ohne Lupe eigentlich nicht zu entziffern war. Am Eingang wurde ich glücklicherweise schon erwartet. Alleine hätte ich ganz sicherlich nicht gut zurechtgefunden. Die Taxifahrt ging nach Miraflores - leider in eine echte Absteige die zurecht den Namen "Nirvana" trug. Ich schien auch dort der einzige Gast gewesen zu sein. Gesehen habe ich außer den Angestellten niemand - auch am nächsten Tag nicht. Ein echter Lost Place. Für eine Nacht war es ja auch auszuhalten, weniger erträglich war allerdings der Preis. 70 Dollar für eine Nacht war der totale Witz für das Loch und grenzte schon an Raub im Hinblick auf das, was man geboten bekam. Am ersten Abend im Lima war noch ein Restaurantbesuch angesagt und es gab die erste peruanische Spezialität zu essen: Anticuchos (Rinderherzen). Leider konnte ich mit diesem Gericht gar nichts anfangen. Zäh und geschmacklos.
Die ersten 50 Euro waren schnell verprasst und neues Geld musste her. Umtauschen geht in Lima an einigen Stellen direkt auf der Straße. Vor einer Bank stehen Leute mit Geldbündeln - offensichtlich auch völlig legal. Sich mit dem Taxi durch die Stadt zu bewegen ist als Gringo nicht sonderlich einfach - denn wie in anderen Ländern auch, wird hier gerne mal der Preis verdoppelt oder verdreifacht. Auch wenn die einheimische Person verhandelt, wird man als Gringo erkannt. Da hilft nur eines: Den grauen Kapuzenpulli tief ins Gesicht schieben und umdrehen und so tun, als gehöre man nicht dazu. Wenn die Tür aufgeht, schnell hineinspringen und die Tarnung fallen lassen. Schon interessant, wie schnell den Fahrern dann die Gesichtszüge entgleiten. Bei Tageslicht zeigt sich das wahre Gesicht von Lima. Laut, chaotisch, dreckig und bleierne Luft. Auf den ersten Eindruck erinnerte Lima ein wenig an Kairo. Schön ist wirklich etwas anderes. Wenn das der immer so hoch gelobte Stadtteil sein soll, möchte ich wirklich nicht wissen, wie schlechtere Teile von Lima aussehen. Mit dem Bus sollte es am Abend nach Trujillo gehen. Es gibt etliche Busunternehmen, die eine solche Fahrt anbieten. Wir entschieden uns für das Busunternehmen TRX, die Tickets für die knapp 500 Kilometer lange Fahrt kosteten pro Person 75 Soles, was umgerechnet 21 Euro entsprach. Für eine solche lange Strecke ist das wirklich gar nichts. Der Bus war erstaunlich komfortabel. Im unteren Teil gab es riesige Sitze, die sehr weit nach hinten gestellt werden konnten. Der Raum war voll klimatisiert, es gab einer und zweier Reihen. Zusätzliche servierte das Bordpersonal zwischendurch noch Kleinigkeiten und Getränke. Die Fahrt startete abends in Lima und am Morgen war Trujillo erreicht. Der erste Eindruck der Stadt war erst einmal nicht anders als in Lima. Laut, dreckig und chaotisch. Mein Hotel befand sich im Stadtteil San Andres, eine schon etwas bessere Gegend, die aber auch alles andere als schön war. Immerhin gab es Drumherum, alles, was benötigt wurde. Restaurants, Banken und Geschäfte. Im Zentrum rund um die Kathedrale von Trujillo war es dann schon etwas schöner. Hier gab es auch ganz viele tolle Restaurants, die preismäßig aber durchaus europäisches Niveau aufwiesen. In der Nacht war hier allerhand los.
Trujillo wird in vielen Foren und Berichten auch für die schönen Strände viel gelobt. Diese befinden sich aber recht weit außerhalb der Stadt. Mit dem Auto wird rund eine halbe Stunde benötigt. Je nachdem wie die Verkehrslage gerade so ist. Ich entschied mich für den Strand von Huanchaco, der mir oft empfohlen wurde. Aber auch hier war ich etwas enttäuscht. Ein paar Surfschulen, Restaurants, Angler und Fischer, ansonsten nur Staub und ein insgesamt hässliches Erscheinungsbild. Trostlos und langweilig, nicht anders wie in Ägypten. Sicherlich sind die anderen Strände besser und ich hatte nur einfach mit der Auswahl Pech. In Huanchaco wagte ich mich auch an mein erstes peruanisches Gericht: Ceviche. Leider war das auch nicht mein Fall, schon alleine deshalb nicht, weil ich rohen Fisch nicht besonders gerne mag. Als ich dann noch in die Chilly biss, die ich fälschlicherweise für eine Tomate hielt, gab mir das für den Tag den Rest.
Nach knapp 4 Tagen Trujillo entschloss ich mich erst einmal wieder nach Lima zurückzufahren, da ich ja auch von der Stadt eigentlich kaum etwas gesehen habe. Wie es dann von dort aus wieder weitergeht, sollte noch offenbleiben. Zurück ging es mit einem anderen Busunternehmen: Cruz del Sur. Mit knapp 28 Euro war das Unternehmen geringfügig teurer als TRX, aber schon etwas besser. Die 9 Stunden Fahrt waren sehr angenehm, zudem ich auch besser schlafen konnte als auf der Hinfahrt. Am Busbahnhof Javier Prado wurde ich abgeholt und es ging erst einmal auf Hotelsuche. In den wenigen guten Bezirken ist es allerdings schwierig, etwas preisgünstiges zu finden. euer geht immer schnell. Im Bezirk Lince hatte es dann geklappt. Das Hotel Montefino lag mit 36 Euro inkl. Internet und Frühstück in einem akzeptablen Rahmen. Hier ist die Gegend auch weit aus attraktiver als im ersten Hotel in Miraflores. Mehr Grün und vor allen Dingen nicht so extrem laut. Gleich gegenüber des Hotels Montefino befand sich der Parque Mariscal Castilla. Ganz in der Nähe gab es viele Restaurants, Cafés oder Supermärkte. Eine ideale Ausgangsposition also. Nur sollte niemand auf die andere Seite des Parks gehen. Auch wenn dies noch der Distrikt Lince ist, hier sieht die Welt komplett anders aus.
Am Abend gab es dann mal wieder einen erneuten Versuch ein peruanischen Gericht zu genießen. Es ging in die Restaurantkette Pardo's Chicken wo Hänhchen über Holzkohle gebraten wurden. Dazu wurden Pommes und leckere Dips serviert - ein sehr attraktives Essen. Da ich von meinem schlechten Erlebnis mit den Anticuchos erzählt habe, wurde mir nahe gelegt, es doch noch einmal in dieser Restaurantkette zu probieren (sollte angeblich besser schmecken). Doch leider war es hier so schlimm, dass ich den ersten Bissen wieder ausspucken musste. Anticuchos gehen leider gar nicht. Zur Verdauung gab es noch eine kleine Rundfahrt über Miraflores mit Stopp am Parque Kenedy (der Park der tausend Katzen), Barranco und zurück über San Isidro nach Lince. Zum Schluss gab es noch einen Pisco Sour als Absacker im Sarcletti.
Auch am Wochenende muss man sich durch den schlimmen Verkehr von Lima drängen. Die Fahrt in Richtung La Alameda zum Einkaufszentrum Centro Empresarial El Polo II dauerte dementsprechend auch gute 45 Minuten. Immer wieder endlose Wartezeiten an roten Ampeln wo in der Zeit unfassbar viele Leute versuchten, Geld mit den im Stau stehenden Menschen zu verdienen. Ein Rollstuhlfahrer der in Windeseile Fenster gewaschen hat, ein Marionettenspieler, der seine Puppe mit Luftgitarre zu Musik tanzen ließ, ein Hutverkäufer und viele andere verrückte Leute. Hier krachte die reiche Gesellschaft Limas und das 3. Weltland direkt aufeinander. Das ergibt natürlich immer wieder völlig groteske Szenen, bei denen man sich nicht sicher ist, ob man lachen oder weinen soll. Im Einkaufszentrum Centro Empresarial El Polo II gab es an diesen Tag neben einen Markt für peruanische Naturprodukte auch eine Präsentation von Gemälden der Künstlerin Patricia Roy Gates und ihrem Mann José Luis, die im Zentrum auch ihr Atelier betreiben. Die Bilder waren recht interessant, nur frage ich mich, wer für solch enorme Ausmaße den Platz in der Wohnung hat.
Wie immer knurrt in Peru schnell der Magen - es wurde Zeit für die nächste einheimische Mahlzeit. Diesmal ging es in das Restaurant Mr. Chino - auf den ersten Blick ein ganz normales chinesisches Restaurant. Doch anders wie in Europa, wird hier speziell auf die Peruaner abgestimmtes Essen verkauft. Wie gewohnt kam wieder eine Portion, die mit 4 Personen nicht zu schaffen war. Doch das war nicht genug - am Abend wollten wir eigentlich nur noch etwas trinken gehen, doch die Bar im Restaurant La Rosa Nautica, ein im Meer stehendes Gebäude im Stil eines Ostsee Strandbades, war schon geschlossen. Also bestellten wir uns noch eine Kleinigkeit zum Essen - Eine Platte mit unterschiedlichen Fischspezialitäten. Auch hier gab es wieder nichts zu meckern - hervorragend genauso wie das Ambiente. Dank der Heizpilze war das Sitzen auf der Terrasse bei den recht frischen Temperaturen gut möglich. Der Blick auf das nächtliche Lima und dem Pazifik hatte schon etwas.
Lima ist generell günstig. Doch ein Rundgang durch einen normalen Supermarkt lässt einen schon zusammenzucken. Produkte wie Bier, Schokolade oder Hygieneartikel kosten teilweise mehr als das Dreifache als in Deutschland. Auffällig auch, es gibt nicht viel einheimische Produkte. Das meiste scheint Exportware zu sein. In anderen Gegenden Limas ist das sicherlich anders. Aber in San Isidro, Miraflores oder Lince ist es teuer. Supermärkte und Shopping Malls platzen allerdings aus allen Nähten, was wieder deutlich zeigt, wie gut es vielen Menschen hier geht. Richtig günstig kann man aber in Magdalena del mar einkaufen. Das ist wirklich ein Platz den ich sehr mag, da er meiner Meinung nach eher das wahre Peru widerspiegelt. In Magdalena del mar ist alles günstig zu erwerben. Auf der Straße wird leckeres Essen verkauft und in den Markthallen quellen die Stände von Obst und Gemüse nur so über. Hier kann man sich den ganzen Tag aufhalten ohne das einen irgendwie langweilig wird. Zu Fuß ist alles bequem zu erkunden. Es ist hier nicht nötig sich zwangsläufig mit einem Taxi herumfahren zu lassen. Auch wenn es nicht die beste Gegend Limas ist, unwohl habe ich mich hier nicht gefühlt.
Auch wenn Lima direkt am Pazifik grenzt, Badespaß kommt hier nicht auf. An den Stränden der Bezirke San Isidro, Miraflores und Magdalena del mar herrscht eher Einöde. Weiter im Süden soll es aber einige Strände geben, die sehr bleibt sind. Allerdings erfordert das viel Fahrzeit. An den Stränden der Stadt ist nicht viel los. Hier und da ein paar Surfer, aber ansonsten nicht wirklich einladend. Dies würde sich auch nicht mit mehr Grün ändern. Viele Strände sind mit irgendwelchen Einrichtungen und Sportanlagen verbaut. Der Strand mit groben Steinen aufgeschüttet, die einen den Einstieg ins Wasser sehr erschweren. Wenn die Sonne mal herauskommt (das ist selten der Fall) ist es aber am Wasser sehr gut auszuhalten, da immer ein kühler Wind weht. Die Sonne brennt hier aber so extrem, wie ich es in keinem anderen Land zuvor erlebt habe. LFS 60 ist definitiv erforderlich. Ohne Schutz ist jeder am nächsten Tag rot, auch wenn sich die Sonne hinter dicken Wolken versteckt hat. Wie auch schon zuvor in Trujillo zeigt sich hier eines schnell: Man kann vieles in Peru machen. Nur keinen Badeurlaub.
Fazit: Wie schnell doch immer wieder die Zeit vergeht - und schwups, hat einen der Alltag wieder eingeholt. Rückblickend kann ich sagen, es war eine spannende Zeit. Leider sind viele Dinge außerplanmäßig verlaufen. Aber das ist ja auch immer so, wenn man etwas auf eigene Faust etwas unternimmt. Die großartige Reiserei zu den touristischen Highlights war eh nicht angedacht. Das dann aber Iquitos im Amazonas durch einen grippalen Infekt ausfallen musste, hat mich schon ein wenig geärgert. Mit einer angeschlagenen Gesundheit ist aber die Reise in so ein Gebiet doch ein zu hohes Risiko. Das verlängerte meinen Aufenthalt in Lima etwas zu lang, denn eine Woche wäre für diese Stadt mehr als ausreichend gewesen. Hervorzuheben ist die Auswahl an Essen in Lima, wo wirklich alles und an den richtigen Orten auch sehr preiswert serviert wird. Wer gerne gut und viel isst, ist hier richtig aufgehoben. Trujillo ist eine sehr hässliche Stadt die, außer dem kleinen historischen Stadtkern eigentlich nichts zu bieten hat. Die lange Fahrt mit dem Bus kann man sich demnach getrost schenken. Peru noch einmal? Man sollte niemals nie sagen aber das ich jetzt in der nächsten Zeit noch einmal dorthin fahre, ist doch eher unwahrscheinlich. Nur der Amazonas würde mich an dem Land noch reizen. Ansonsten gibt es für mich einfach Reiseziele die preiswerter, sicherer, näher und weitaus schöner sind.
Hier noch ein paar Tipps für kommende Peru Besucher:
Geld
Getauscht wird natürlich nicht nach dem realen Wert, sondern so das für den Peruaner noch genug hängen bleibt. Hier lohnt es sich schon mal ein paar Schritte zu investieren und nicht die erste Wechselbude zu akzeptieren. Es kann sich mitunter lohnen. Vor den Banken stehen oft ausgewiesene Mitarbeiter die legal tauschen dürfen. Meistens haben diese einen Ausweis um den Hals hängen oder tragen eine Weste mit Dollar-Zeichen Aufdruck. Man kann aber auch fast überall Kleinstbeträge mit Visa-Karte bezahlen - hier ist man viel weiter als in Europa.
Öffentlicher Nahverkehr
Den gibt es - jedoch nicht planmäßig. Das meiste wird mit Bussen und Minibussen abgedeckt, die jeweilige Strecke ist oft direkt auf dem Bus draufgeschrieben. Es gibt ausgewiesene Haltestellen, da muss man dann einfach warten bis der richtige Bus kommt. Einfach winken wenn der Richtige Bus kommt geht aber auch. Während der Fahrt aufspringen kein Problem. Kassiert wird im Bus. Es ist zwar die billigste Möglichkeit sich in Lima und Trujillo zu bewegen, allerdings auch die beste Methode sich schnell und einfach abziehen zu lassen. Als Frau gibt es dabei noch sexuelle Belästigung gratis.
Verkehr
Wie es in einem 3. Welt Land üblich ist: Chaotisch. Regeln gibt es keine bzw. sie werden nicht beachtet. Jeder ist sich selbst der Nächste. Rücksicht ist hier definitiv ein Fremdwort. Ich habe auch etliche Unfälle gesehen. Sogar ein Fahrradfahrer wurde vor meinen Augen halb platt gefahren. Taxi Immer etwas schwierig wenn man kein Einheimischer ist. Hier wird abgezockt wie und wo es nur geht. Es existieren Preistabellen an denen man sich orientieren kann um ungefähr eine Vorstellung zu haben, was man ausgeben sollte. Grundsätzlich sind die Fahrten aber im Vergleich zu Europa sehr günstig (wenn man nicht übers Ohr gehauen wird). Taxis am Flughafen sind teilweise sehr gefährlich. Hier kann es passieren das Ahnungslose in das falsche Gefährt steigen und sich dann komplett abgezogen in einer Seitengasse eines miesen Bezirkes wiederfinden. Selbst Einheimische nehmen vom Flughafen aus lieber eine gewisse Zeit lang den Bus - aus Sicherheitsgründen.
Sprache
Wer auf eigene Faust unterwegs ist kommt ohne erweiterte Spanischkenntnisse nicht aus. Hier spricht so gut wie niemand englisch geschweige denn deutsch. Wenn man Glück hat allenfalls das Hotelpersonal ansonsten: Nada.
Sicherheit
Ich muss gestehen, ich war noch in keinem Land in der Welt in dem ich mich so oft auf der Straße umgedreht habe um zu schauen, wer gerade mal hinter mir geht. Gerade in Lima sind von 43 Bezirken 4 der Note "Gut" zuzuordnen. Richtig wohl habe ich mich fast nirgends gefühlt. Das ist nicht wirklich schön für seine Urlaubszeit. Wie kriminell es im ganzen Land zugeht ist an den Häusern zu erkennen. Diese sind fast immer mit Metall verbarrikadiert. Hinweise auf bissige Hunde und Schusswaffeneinsatz sind Gang und Gebe. Wer es sich leisten kann postiert sich Wachpersonal vor dem Haus. Auf der Straße und in den Parks sind überall Streifen unterwegs. Es ist schwer zu unterscheiden was Polizei oder eine andere Organisation zuzuordnen ist. Ein besseres Gefühl gab es deswegen auf jeden Fall nicht. Wer hier mit dem Auto unterwegs ist schließt sich auch besser immer ein. Zu groß die Gefahr, dass schnell mal jemand die Tür aufreißt und ins Auto greift - oder das Selbige gleich ganz klaut.
Wetter
Ich war im Dezember an der Küste unterwegs. Die Sonne kam nur sehr selten hervor. Meistens war es dicht bewölkt. Es hat sogar zwei Tage geregnet. Wenn die Sonne mal herauskam, war es schnell sehr heiß. Aber auch ohne Sonne ist es hier ohne Sonnenschutz nicht möglich unterwegs zu sein. Die UV-Strahlung kommt auch durch das dichte Wolkenband und verbrennt die Haut sehr schnell ohne das es zunächst wahrgenommen wird. Strahlenden Sonnenschein gibt es woanders aber nicht in Lima. Im Dezember liegen die Temperaturen konstant zwischen 21 - 23 Grad am Tag. Abends wird es schnell frisch aber nie wirklich kalt.
Leute
Wie überall auf der Welt gibt es gute Menschen und weniger gute. Letzteres überwiegt in Peru leider. Man muss hier sehr aufpassen mit wem man sich abgibt. Die einen versuchen einen auszupressen wie eine Zitrone während andere (Überwiegend nur aus der Oberschicht) sehr gastfreundlich sind und alles daransetzen, dass es einen gut geht. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel - sind aber keine Selbstverständlichkeit. Ausgeprägt ist auch die Rücksicht die aufeinander genommen wird. Im Hotel nachts laut herumbrüllen oder am Frühstückstisch mit aufgerissenen Handy sitzen, scheißegal ob das andere Leute nervt. Wer jemanden einlädt muss aufpassen, dass nicht gleich der ganze Freundeskreis sich selbst mit einlädt. Am besten bei einer Verabredung vorher absprechen sonst ist es relativ unhöflich, wenn man sagt: "aber du nicht".
Essen
Das Essen ist super und auch wer die einheimischen Speisen verschmäht, wird nicht verhungern. Auch in guten Lokalen kostet der Spaß weniger als die Hälfte als das, was man aus seiner Heimat gewohnt ist. Auch die bekannten Fastfood-Ketten sind um einiges günstiger. Einheimische Spezialitäten sind mit Vorsicht zu genießen denn es trifft sicherlich nicht jeden Geschmack. Ich habe jetzt nicht alles probieren können aber zumindest die folgenden Dinge: Ceviche: Wer Sushi mag, wird es mögen. Roher Fisch in Limettensaft mariniert und gegart. Anticuchos: Rinderherzen am Spieß, blutig serviert. Grillhänchen: Werden über Kohle zubereiten und gut gewürzt, weitaus besser als in irgendeiner fettigen Pommes-Bude in Deutschland. Cuy (Meerschweinchen): Eigentlich ganz lecker - auch frittiert. Mir war da zu wenig dran und auch ansonsten viel zu fettig für den Preis. Besser außerhalb Limas probieren da wird der Cuy auch anders zubereitet (über Holzkohle). Pisco Sour: Kleiner, gut schmeckender Cocktail mit Traubenschnapps. Sehr süß, schmeckt gut und knallt.
Einkaufen
In Lima bekommt man alles. Es gibt riesige Shopping Malls die allerdings dementsprechende Preise aufweisen und teilweise sogar um einiges teurer sind als in Europa. Hygieneartikel, Sonnencreme etc. sollte man besser mitbringen. Solche Dinge kosten hier das Dreifache. Günstig einkaufen ist in den weniger guten Bezirken möglich. Zu empfehlen ist da zum Beispiel Magdalena del mar.