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- Hendrik Lorenz
- Kategorie: Blog
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Einer der größten Kopfbahnhöfe Berlins befand sich einst an der heutigen Grenze zwischen Berlin-Mitte und Gesundbrunnen. Viele Leute, die heute den Elisabeth-Schwarzhaupt-Platz überqueren, würden nie auf den Gedanken kommen, dass sie an dem Portal eines ehemaligen Kopfbahnhofes vorbeigehen. Heute braucht man natürlich viel Fantasie, um sich an dieser Stelle einen Bahnhof mit riesigen Hallen vorzustellen. Doch wer das Gelände zwischen Invalidenstraße bis hin zur Liesen-Ecke Gartenstraße etwas untersucht, wird schnell Spuren von dem ehemaligen Bahnhofsgelände finden. Wo sich einst der Eingangsbereich des Bahnhofs befand, steht heute ein Gebäude der Deutschen Bahn. Der Stettiner Bahnhof war zunächst nur für den Gütertransport angelegt. Durch den dazu kommenden Personentransport wurde Ende des 19. Jahrhunderts eine monumentale Bahnhofshalle angelegt. Es entstand somit das in dieser Zeit größte Bahnhofsgelände Berlins und bildete für Jahrzehnte die schnellste Verbindung an die Ostseeküste. Das Bahnhofsgelände wurde beim Bau höher angelegt. Dadurch wurde die Verbindung Schwarzkopfstraße und Gartenstraße abgeschnitten. Aus diesem Grunde wurde 1896 der erste Fußgängertunnel Berlins zwischen den Stadtteilen Mitte und Gesundbrunnen unter dem Bahngelände hindurch errichtet. In diesen Tunnel bekämpften sich in den 1920er auch Nationalsozialisten und Kommunisten. Der Tunnel ist heute verschlossen, kann aber besichtigt werden. Das Eingangsportal des Stettiner Tunnels in der Gartenstraße existiert noch. Das Gegenportal in der Schwartzkopfstraße ist heute verschwunden. Der Stettiner Bahnhof wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und war nach dem Krieg nur noch bedingt in Betrieb. 1952 wurde der Betrieb eingestellt. Im Zuge des Mauerbaus wurden die Überreste des Stettiner Bahnhofs gesprengt und das Gelände planiert. Der gegenüber liegende S-Bahnhof Station Nordbahnhof wurde mit dem Mauerbau geschlossen und war bis Anfang der 1990er-Jahre einer von vielen sogenannten „Geisterbahnhöfen“ in Berlin. Dort, wo einst die Hallen des Stettiner Bahnhofs standen, verläuft heute die Julie-Wolfthorn-Straße. Nördlich der Straße wurde auf dem ehemaligen Bahnhofsgelände ein Freizeitpark errichtet. Heute erinnert nur noch das Empfangsgebäude des Vorortbahnhofs an der Ecke Julie-Wolfthorn-Straße und Caroline-Michaelis-Straße an den historischen Hintergrund des Areals und der Schönheit des verschwundenen Stettiner Bahnhofs.